Das Cinecitta setzt mit Solarstrom auf Strategie der Energieautarkie

Best Practice-Beispiel

Das Cinecitta in Nürnberg, das mit innovativen technischen Lösungen ein Vorreiter in der Kinobranche ist, wird seinen Energiebedarf künftig zum Teil durch selbst erzeugten Solarstrom decken. Auf den Dachflächen des Multiplexkomplexes, der sich mit 23 Sälen über eine Fläche von über 20.000 qm erstreckt, sind insgesamt 800 Solarmodule vollflächig verbaut worden. „Unsere Dachflächen belaufen sich auf rund 1.700 qm“, erklärt Benjamin Dauhrer, Technischer Leiter des Cinecitta, „da sich der größte Teil des Gebäudes unterirdisch befindet.“

 

Vom Bürgersteig und den öffentlichen Plätzen sind die Photovoltaikmodule nicht zu sehen, da sie flach auf dem Schrägdach verbaut worden sind. Nur auf dem Flachdach sind die Module um zehn Grad angeschrägt aufgestellt. „Unser Ziel war, die PV-Anlage optisch in die Umgebung zu integrieren.“ Bei der Auswahl des Solarenergiesystems haben der Cinecitta-Inhaber Wolfram Weber und der Technische Leiter auf Doppelglas-Module gesetzt, die dank ihrer Stabilität gut gegen Hagelschlag geschützt sind. Den Herstellerangaben zufolge bleiben die Module noch bei einem Hagelkorndurchmesser von 45 mm und Korngeschwindigkeiten von 30,7 m/s intakt.

 

Der Wirkungsgrad dieser Hochleistungsmodule, die von der EnBW-Tochter Senec Solar stammen, liegt bei 21 Prozent. Der selbst produzierte Solarstrom soll komplett für das Kino genutzt und nicht ins Netz eingespeist werden. „Wir gehen davon aus, dass die Anlage an sonnigen Sommertagen soviel Strom produziert, dass wir tagsüber keine Energie aus unserem Blockheizkraftwerk zuspeisen müssen“, sagt Benjamin Dauhrer.

Dank der Optimierungsmaßnahmen, die im Cinecitta im Zuge der Energieeinsparung vorgenommen worden sind, ist der Energiebedarf des Kinokomplexes von drei Millionen Kilowattstunden (kWh) auf knapp zwei Millionen kWh im Jahr reduziert worden. Diese immense Einsparung konnte durch eine angepasste Lüftungssteuerung sowie dem Einsatz des Automationssystems realisiert werden.

Mit der installierten Leistung von 324 kW Peak hoffen wir etwa 345.000 Kilowatt (kW) im Jahr zu erzielen, was ca. 18 Prozent unseres Stromverbrauchs entspricht. Benjamin Dauhrer, Technischer Leiter, Cinecitta, Nürmberg

Um die Leistung der PV-Anlage komplett kontrollieren zu können, wird diese in die Gebäudeleittechnik des Cinecitta eingebunden, die Bestandteil der Gebäudeautomation ist. Möglich ist dies, da jedes Modul an eine Monitoring-Plattform angeschlossen wird, an welche die Leistungsinformationen der einzelnen Module übermittelt werden.

 

Die PV-Module erzeugen elektrischen Strom, indem sie die Sonnenstrahlung in Gleichstrom (DC) umwandeln. Der Gleichstrom wird von den Wechselrichtern in Wechselstrom (AC) umgewandelt, damit dieser zur Stromversorgung eingesetzt werden kann. Das Cinecitta setzt auf Wechselrichter, die als modulares System konzipiert sind.

Die finale Entscheidung auf den Dachflächen des Cinecitta eine Solaranlage zu installieren, ist im September 2022 getroffen worden. „Die ersten Solarpanele und die Wechselrichter sind bereits Ende Oktober geliefert worden“, berichtet der Technische Leiter. Der Aubau auf dem Dach sei ebenso schnell erfolgt. Da das Cinecita über eine aufwendige Hauselektrik verfügt und lange Kabelwege von den verschiedenen Gebäudeteilen verlaufen, kann die finale Inbetriebnahme  nicht sofort erfolgen. „Wir gehen davon aus, dass wir mit der Photovoltaik-Anlage im Juni an das Netz gehen können.“

 

Die Gesamtkosten werden auf rund eine halbe Million Euro veranschlagt. Eine Förderung konnte aufgrund der Anlagengröße nicht in Anspruch genommen werden. „Wir hoffen, dass sich die Anlage innerhalb von sechs bis sieben Jahren amortisiert, was auch vom Strompreis abhängen wird.“ Die Installation der Solaranlage ist Bestandteil der Strategie des Kinobetreibers Wolfram Weber, in Zukunft komplett auf fossile Energien zu verzichten und seine Filmtheater energetisch autark aufzustellen.