Mehr Recycling von kritischen Rohstoffen
Mit der neuen Verordnung zu kritischen Rohstoffen, die für Solarpanele, Elektrogeräte, Batterien und Fahrzeuge benötigt werden, will die EU die Abhängigkeit von Drittstaaten wie China bei der Versorgung mit Lithium oder Kobalt reduzieren. Künftig soll kein einziges Drittland mehr als 65 Prozent des europäischen Jahresverbrauchs an einem der Schlüsselmaterialien decken. Im Rahmen der internationalen Handelspolitik werden Rohstoffpartnerschaften mit Drittländern anvisiert. Der Zugang zu diesen Rohstoffen ist vor allem für die Energiewende wichtig.
Mit dem Critical Raw Materials Act (CRMA) wird angestrebt, eigene Kapazitäten in der Europäischen Union auszubauen, damit die Lieferketten in Zukunft weniger anfällig sind. Große Unternehmen, die Schlüsseltechnologien wie Batterien und Generatoren für Erneuerbare Energien herstellen, müssen Risikobewertungen ihrer Lieferketten vornehmen und Strategien für den Umgang mit möglichen Versorgungsunterbrechungen entwickeln. Um die Lieferketten abzusichern, will die EU diese mithilfe von Stresstests überwachen und den koordinierten Aufbau strategischer Vorräte sicherstellen.
Die gesamte Wertschöpfungskette soll auf allen Stufen von der Exploration über die Gewinnung und Verarbeitung bis hin zum Recycling gestärkt werden. Die siebzehn strategisch wichtigen Elemente wie Kobalt und Kupfer sind in der Verordnung in einer Liste definiert. Zu den begehrten Rohstoffen gehören Gallium und Silizium für die Herstellung von Solarpanelen, Bor für Windturbinen sowie Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan für die Batterieherstellung.
Um eine entsprechende Versorgung mit kritischen Rohstoffen sicherzustellen, sind in der Verordnung konkrete Ziele festgelegt. Bis 2030 soll der Jahresverbrauch der EU zu mindestens zehn Prozent aus lokal gewonnenen Mineralien gedeckt werden. Vierzig Prozent der Produkte sollen aus Elementen bestehen, die in der EU verarbeitet worden sind und weitere 25 Prozent sollen aus recycelten Materialien zusammengesetzt werden. Zur Umsetzung dieser Ziele muss im größere Maße eine Wiederverwendung und Reparatur von Produkten erfolgen. Zudem ist ein ressourcenschonendes Produktdesign erforderlich, um den Bedarf an Materialien wie Lithium, Kobalt und seltenen Erden zu reduzieren.
Bislang werden in Deutschland nur rund ein Drittel der Elektroaltgeräte gesammelt und einem Recycling zugeführt.
Von den rund 3,1 Millionen Tonnen Elektroaltgeräten, die 2021 in den Verkehr gebracht wurden, landeten nur rund 1 Million Tonnen Geräte auf den Recyclinghöfen. Das Pro-Kopf-Aufkommen von Elektroaltgeräten in Deutschland lag bei 12,2 kg. Für das Jahr 2030 zeichnet der aktuelle E-Waste Monitor der Vereinten Nationen ein düsteres Bild. Es wird mit einem weiteren Anstieg auf weltweit 82 Millionen Tonnen Elektroschrott gerechnet. Die Recyclingquote wird laut Prognose auf rund ein Fünftel der Input-Menge fallen. Neben den damit für die Umwelt verbundenen Risiken gehen dadurch wieder gewinnbare Rohstoffe vom Wert von 57 Milliarden Euro verloren.
Die EU strebt an, im Zuge einer kreislauforientierten Rohstoffwirtschaft kritische Rohstoffe aus Abfallentsorgungseinrichtungen und Gebrauchtwaren zurückzugewinnen und einen starken Sekundärmarkt aufzubauen. Die Nachhaltigkeit der kritischen Rohstoffe auf dem EU-Markt muss künftig durch Erklärungen zum ökologischen Fußabdruck der Rohstoffe und Zertifizierungssysteme belegt werden.
Die Verordnung über kritische Rohstoffe ist Teil des Industrieplans für den Green Deal, mit dem ein günstigeres Umfeld für die Ausweitung der EU-Produktionskapazität von CO2-neutralen Technologien und Produkten geschaffen werden soll. Um nachhaltige Investitionen und nachhaltigen Handel zu fördern, sind nationale Explorationsprogramme für strategische Projekte geplant. Eine einheitliche Anlaufstelle soll für kürzere Genehmigungsverfahren und einen leichteren Zugriff auf Finanzmittel sorgen. Die EU plant, innovative Technologien im Bereich kritischer Rohstoffe auszubauen und über eine Rohstoffakademie die nötigen Fachkenntnisse zu vermitteln.