Ökobilanzierung: Portionsverpackungen vs. Mehrweglösungen
Kleine Kaffeesahne-Portionspackungen gehören zu den Einwegkunststoffverpackungen, die in der EU ab dem 1. Januar 2030 nicht mehr in den Handel gebracht werden dürfen. Geregelt ist dies in der neuen EU-Verpackungsverordnung, durch die der Verpackungsabfall schrittweise reduziert werden soll. Die Miniaturverpackungen für Kondensmilch, die in Kinos, Cafés, Bäckereien und Unternehmen zum Kaffee oder Tee angeboten werden, bestehen aus einer Bodenfolie aus Polystyrol und einem Aluminiumdeckel, die nach Gebrauch in der Regel verbrannt werden.
Eine Alternative zu den Einzelverpackungen stellen Mehrweglösungen dar, für die im Gastgewerbe Keramikkännchen oder Thermoskannen eingesetzt werden können. Um die Vor- und Nachteile von Mehrweglösungen zu untersuchen, hat das Fraunhofer-Institut Umsicht im Auftrag des Unternehmens Frischli Milchwerke eine Ökobilanzierung verschiedener Varianten vorgenommen. Damit das Verpackungsaufkommen und der daraus resultierende CO2-Fußabdruck erheblich reduziert wird, gilt es Verpackungen zu vermeiden, die nicht recycelbar sind.
Bei der Betrachtungen der Umweltauswirkungen wurden auch die Lebensmittelverluste berücksichtigt, die aufgrund von Hygienevorschriften bei Mehrwegsystemen eine größere Rolle spielen können. Bei leicht verderblichen Produkten wie z.B. Kaffeemilch ist es erforderlich, die nicht verbrauchte Kaffeemilch zu entsorgen, nachdem sie den Kund*innen einmal in einem Kännchen angeboten worden ist. Eine Zielsetzung der Untersuchung war, dass die Forschenden des Fraunhofer Umsicht ermitteln, ab welchem Punkt mehr CO2-Emissionen durch Lebensmittelverluste als durch kleine Einzelverpackungen entstehen.
Für den Vergleich wurden 100 ml-Kaffeekännchen aus Porzellan sowie 0,5 Liter Thermoskannen aus Edelstahl als Mehrweg-Alternativen herangezogen. Beim Einsatz der Mehrwegsysteme war die Prämisse, dass der Transport der Milch zu den Verkaufsstellen in 1 Liter-Tetra-Paks erfolgt. Bei der Untersuchung der Einweglösungen schlossen die Forschenden auch weniger umweltschädliche Varianten ein. Der Aluminiumdeckel und das Polystyrol der Einzelverpackung wurden durch Polypropylen oder recycelbares Polystyrol ersetzt. Das Resultat der Untersuchung ergab, dass Mehrwegsysteme im Vergleich zu allen Einzelverpackungen weniger Treibhausgase verursachen, wenn die dadurch entstehenden Lebensmittelverluste nicht berücksichtigt werden.
Zudem berechneten die Forschenden in ihrer Analyse den Break-Even-Punkt, um aufzuzeigen, wieviel Prozent Milch bei den Mehrwegalternativen weggeschüttet werden muss, damit der CO2-Fußabdruck durch die Lebensmittelverluste dem von Einzelverpackungen gleichkommt. Dabei reicht die Spanne zwischen drei und 27 Prozent. Der niedrigste Wert gilt für die Einzelverpackungsvariante aus Polypropylen. „Das Ergebnis zeigt, dass je nach Verpackungstyp bereits schon bei geringen Lebensmittelverlusten die Einzelverpackungsvariante die Lösung mit dem geringsten CO2-Fußabdruck sein kann“, interpretiert Dr. Daniel Maga, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltigkeitsbewertung am Fraunhofer-Institut Umsicht, die Ergebnisse. Bei der Betrachtung von Umweltwirkungen durch Verpackungen sollten auch stets die Lebensmittelverluste berücksichtigt werden. Seiner Einschätzung nach könnte sich je nach Anwendungsfall auch ein umweltfreundliches Verpackungsdesign mit optimierte Materialauswahl als eine umweltverträgliche Option erweisen.
Aus der Studie geht allerdings nicht eindeutig hervor, ob die Mehrwegmilchbehältnisse bei diesem Vergleich komplett befüllt worden sind und dies entsprechend in die Berechnung einbezogen wurde. In der Praxis erscheint es nicht realistisch, dass 0,5 Liter Thermoskannen wiederholt komplett befüllt werden, wenn die Erfahrungswerte zeigen, dass ein Großteil der Milch stets entsorgt werden muss, weil die Gäste keinen halben Liter Milch für ihren Kaffee benötigen.