Das Abaton Kino schützt sich erfolgreich gegen Starkregen
Best Practice-Beispiel
Extreme Wetterereignisse wie Starkregen gewinnen in Anbetracht des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Da das Regenwasser aufgrund von versiegelten Flächen in den Städten oftmals nicht versickern kann, müssen die Entwässerungssysteme immer mehr Regen aufnehmen. Bei Starkregen reicht die Kapazität des Sielnetzes jedoch häufig nicht aus, um in kurzer Zeit große Wassermengen aufzufangen. Dadurch kann Wasser in Gebäude gelangen. Das Wasser kann aber ebenso durch einen Rückstau aus dem Sielnetz ins Gebäude eindringen.
Um die Kellerräume gegen Wasser zu schützen, das bei Starkregen aus der Kanalisation nach oben drückt, befindet sich im Kellergeschoss des Hamburger Abaton Kinos ein Rückschlagventil. Dieses verhindert, dass Abwasser gegen die Strömungsrichtung zurück ins Gebäude fließen kann. In dem Hamburger Programmkino befinden sich im Untergeschoss Lagerräume vom Kino, dem Restaurant sowie diverse Autoparkplätze, in die früher bei extremen Niederschlägen Wasser aus dem Sielnetz eingedrungen ist.
„Seitdem wir ein Rückschlagventil eingebaut haben, bleibt unser Keller selbst bei Starkregen trocken“, sagt Felix Grassmann, Inhaber des Abaton Kinos. Da die Rohrleitung zu einer „Einbahnstraße“ geworden ist, kann kein Wasser aus der Kanalisation mehr nach oben ins Gebäude gedrückt werden. „Die Kosten für den Einbau des Rückschlagventils beliefen sich auf 500 Euro. Heute werden sie vermutlich mindestens das Doppelte betragen.“
Ein Rückstauverschluss kann in fast jedes Gebäude nachträglich eingebaut werden. Rückstauverschlüsse dürfen nur in Abwasserleitungen für Abläufe eingebaut werden, die sich unterhalb der Rückstauebene befinden. Da die Rückstauebene die Ebene ist, bis zu der Abwasser in der Entwässerungsanlage ansteigen kann, ist dies meistens die Straßenoberkante.
Niederschlagswasser sowie Oberflächenwasser aus Bächen, Flüssen und Seen, das durch Kellereingänge, tiefliegende Garagen, Türen oder Lichtschächte in ein Gebäude eindringt, kann erhebliche dauerhafte Schäden verursachen. Einige Schutzmaßnahmen wie Sicherung gegen Rückstau oder Aufkantungen sind für Grundstücks- oder Hauseigentum verpflichtend. Aufkantungen sollen sicherstellen, dass das nicht abfließende Wasser bei geschlossenem Rückstauverschluss nicht ins Haus laufen kann. Sofern das Entwässerungssystem nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht, können Versicherungen den Schadensersatz einschränken.
Bei Räumen unterhalb der Rückstauebene, die zuverlässig nutzbar sein müssen, ist die Verwendung einer Abwasserhebeanlage vorgeschrieben. Eine Abwasserhebeanlage schützt vor einem Rückstau aus dem Sielnetz, denn das Abwasser wird mit Hilfe von Pumpen auf ein höheres Niveau über der Rückstauebene gehoben, um es ins Siel zu leiten. Eine Abwasserhebeanlage ermöglicht es, dass sich auch im Rückstaufall tiefliegende Toiletten und Waschbecken nutzen lassen.
Um den Umgang mit Klimafolgen und extremem Wetter zu adressieren, hat die Bundesregierung mit dem am 1. Juli 2024 in Kraft getretenen Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG) für Bund, Länder und Gemeinden einen Rahmen für Klimaanpassungsmaßnahmen geschaffen. Lokale Risikoanalysen und Anpassungspläne sollen eine Vorbereitung auf Klimaveränderungen sowie einen besseren Schutz der Bevölkerung ermöglichen.
In Hamburg wird mit Hilfe von Regenmessgeräten ermittelt, wie intensiv ein Regenereignis war. Zu diesem Zweck wird die anfallende Niederschlagsmenge an einem bestimmten Ort und in einem bestimmten Zeitraum dokumentiert. Die Daten werden in Echtzeit ausgewertet und fließen in den Starkregenindex ein, der auf einer Skala von eins bis zwölf die Stärke des Niederschlags anzeigt.
Durch die zunehmende Flächenversiegelung kann das Regenwasser oftmals nicht auf Grünflächen oder anderen nicht versiegelten Flächen versickern.
Die Stadt Hamburg arbeitet gemeinsam mit dem kommunalen Trinkwasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen an Lösungen für eine zukunftsfähige Regenwasserbewirtschaftung. Um das Überflutungsrisiko zu senken, soll Hamburg eine „Schwammstadt“ werden, die Wassermassen wie ein Schwamm aufnehmen und verzögert wieder abgeben kann, was durch ober- und unterirdische Rückhalter ermöglicht wird.