Das Neue Welt Kinocenter in Weiden setzt auf eine Inhouse-Spüllösung

Best Practice-Beispiel

Mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Kinodach und dem Einbau einer Gastro-Spülmaschine ist das Neue Welt Kinocenter in Weiden für die Nutzung von Mehrwegbechern im Kinobetrieb aufgestellt. Das Traditionshaus, das die Inhaberinnen Evelyn Nadler und ihre Tochter Lisa Lahm bereits in fünfter Generation betreiben, bietet in drei Kinosälen insgesamt 386 Besucher*innen Platz. Um die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegbecher zu testen, setzen sie jeweils einen Karton transparenter Kunststoffbecher in den Größen 0,5 l, 1 l und 1,5 l ein. Weitere 5.000 Becher, die von einem lokalen Unternehmen gesponsert werden, sind in Auftrag gegeben.

 

Für die Reinigung der Mehrwegbecher kommt für Evelyn Nadler nur eine Inhouse-Lösung in Frage. „Ein Abholservice ist nicht umweltfreundlich und zu teuer, da dabei für jedes Kino die gleichen Transportkosten berechnet werden“, sagt die Kinobetreiberin. „Daher rechnet sich es erst ab einer größeren Menge, die Reinigung der Becher auszulagern. Wenn benutzte Becher vierzehn Tage aufbewahrt werden, ist  es möglich, dass sich Schimmel darin bildet.“

 

Um Schimmel, Geruchsentwicklung sowie zusätzliche CO2-Emissionen durch den Transport zu vermeiden, setzt die Kinofamilie auf eine eigene Spüllösung für die Mehrwegbecher. Das Action- und Blockbuster-affine Publikum, das gerne Softdrinks, Popcorn und Nachos konsumiert, musste zunächst an das Mehrwegbecherkonzept gewöhnt werden. „Wir haben am Anfang getestet, wie die Rückläufe sind“, sagt Evelyn Nadler. „Es passiert immer noch, dass Becher im Abfall landen und wir sie aussortieren müssen.“

 

Die benutzten Becher werden im Neue Welt Kinocenter gesammelt und in mehreren Spülgängen hintereinander gereinigt. Die Gastro-Spülmaschine, die ein Fassungsvermögen für rund 20 Becher besitzt, ist innerhalb von zehn Minuten aufgeheizt. Das Modell aus der UC-Serie von Winterhalter ist optional mit einer integrierten Umluftwärmerückgewinnung ausgestattet, die es ermöglicht, die eingesetzte Energie effizient zu nutzen. Dabei wird die Energie des warmen Wasserdampfes verwendet, um das kalte Zulaufwasser vorzuwärmen. Durch dieses Prinzip wird der Energieverbrauch deutlich reduziert und führt dazu, dass beim Öffnen der Maschine kaum noch feuchtwarmer Wasserdampf entweicht.

Für die Gastro-Spülmaschine ist ein Starkstromanschluss erforderlich. Gespeist wird sie mit dem Solarstrom aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage. Auf dem Dach des Neue Welt Kinocenters sind Solarmodule mit einer Leistung von 10 Kilowattpeak (kWp) installiert. Der nicht sofort verbrauchte PV-Strom wird in einem Speicher mit einer Kapazität von 20 kW vorgehalten. „Wenn alle Anlagen wie Kühlschrank, Server und die Schankanlage im Volllastbetrieb laufen, können diese über eine Stunde mit dem gespeicherten Strom versorgt werden“, erklärt Lisa Lahm.

 

In den ersten beiden Monaten seit Installation der Photovoltaik-Anlage sind fast 10.000 kWh im Kino verbraucht worden, wovon 3.000 kWh aus selbst produziertem Solarstrom stammten. Weitere 900 kWh Solarstrom wurden ins Netz eingespeist. „Nach 17 Uhr produziert unsere Anlage noch 9 kWh pro Stunde“, berichtet die Kinobetreiberin. „Wir erwägen, einen zweiten Speicher zu installieren.“ Finanziert worden sind die Photovoltaik-Anlage, der Batteriespeicher als auch die Gastro-Spülmaschine mit Unterstützung des Zukunftsprogramms Kino der BKM.

Das Zukunftsprogramm Kino war für kleine Kinos ein Stern am Himmel, denn dadurch konnten wir Investitionen tätigen, die normalerweise nicht möglich gewesen wären. Lisa Lahm, Inhaberin des Neue Welt Kinocenters in Weiden

Für die Reinigung der Becher ist ein Büro im zweiten Stock zum Trockenraum umfunktioniert worden und hat im Zuge der Renovierung einen neuen Boden erhalten. Neben der Gastro-Spülmaschine sind dort Gitterregale aufgestellt, die durch die höhere Luftzirkulation ein schnelleres Trocknen der Becher ermöglichen. „Im Sommer trocknen die Kunststoffbecher an einem Tag“, sagt Lisa Lahm. „Wir müssen abwarten, wie lange das im Winter dauert, denn sie müssen staubtrocken sein, damit wir sie stapeln können. Wenn nur ein kleiner Wassertropfen zurückbleibt, haften die Becher beim Stapeln aneinander.“

 

Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit von Kunststoff ist ein längerer Trocknungsprozess erforderlich als bei Glas oder Porzellan. Eine zeitsparende Alternative ist die Beschaffung eines Trocknungsgeräts, das den kompletten Wasserfilm in zwei Minuten entfernt, so dass die Mehrwegbecher sofort gestapelt werden können. Damit ist eine weitere Investition von rund 8.000 Euro verbunden. „Wir prüfen, ob das für uns in Frage kommt“, erklärt Lisa Lahm. „Bislang ist die Spüllösung für die Mehrwegbecher noch nicht hundertprozentig ausgereift.“

Einen Optimierungsbedarf sieht sie bei der Reinigung der Becherdeckel, die in der Spülmaschine hin- und herfliegen, weil es noch keinen Spülkorb dafür gibt. „Wir arbeiten an einer zukunftsfähigen Lösung für den Einsatz von Mehrwegbechern.“ Derweil ist für die nachhaltige Fortsetzung des Neue Welt Kinocenters gesorgt, denn der Nachwuchs, der das Kino einmal in der sechsten Generation betreiben soll, ist bereits unterwegs.