Kulturkino Zwenkau realisiert umfassendes Klimaanpassungskonzept

Best Practice-Beispiel

Mit einem umfassenden Begrünungskonzept von Stellplatz-, Dach- und Wandflächen hat sich das Kulturkino Zwenkau nachhaltig aufgestellt, um klimatische Veränderungen besser abfedern zu können. „Neben unserem Kino haben wir acht Feldahornbäume mit einer Wuchshöhe von bis zu sieben Metern sowie 77 Blühsträucher gepflanzt“, berichtet Steffen Wieser, technischer Leiter des Kulturkino Zwenkau. Um den Boden für Bäume und Sträucher zu bereiten, musste zunächst das knapp 900 qm große Grundstück neben dem Kino grundsaniert werden, das als PKW-Stellplatz sowie als Garagenzufahrt der Anwohner*innen dient. Die Altlasten unter dem Schotter wurden ausgehoben, damit das Wasser versickern kann.

 

In Sachsen sind bereits Rückgänge bei der ⁠Grundwasserneubildung⁠ zu beobachten, die sich aufgrund der Veränderungen von Niederschlagsregime und Niederschlagsart künftig in ausgewählten Perioden verschärfen können. Vor allem im Zeitraum April bis Juni sind in Nordsachsen steigende Niederschlagsdefizite in Zusammenhang mit höherer Verdunstung  zu verzeichnen, was zu sinkender ⁠Bodenfeuchte⁠, einem höherem Winderosions-Risiko und Problemen beim Pflanzenwachstum führt.

 

Neben der Bepflanzung von Flächen hat das Kulturkino Zwenkau zudem eine Dachbegrünung auf einem 60 qm großen Schuppen im Garten vorgenommen, der vom Kino als Werkstatt genutzt wird. Begrünt wird ebenso die Gebäudehülle des Filmtheaters. Ein Pflanzengerüst an der Westfassade gibt sechs Kletterpflanzen Halt, welche durch Verschattung für Kühlung sorgen sollen. „Wir verfügen über keine Außendämmung, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht“, erläutert Steffen Wieser. „Die knapp dreißig Meter lange Fassade in Südwestausrichtung heizt sich in den Sommermonaten durch die Reflektionswärme auf.“

 

Neben dem Mehrwert für das Kinogebäude ist die Begrünung mit der Mischung aus drei verschiedenen Kletterpflanzen vor allem eine Bereicherung für die heimischen Insekten und Vögel, die dort nisten und Nahrung finden können. Hinzu kommt, dass die Kletterpflanzen wie auch die extensive Dachbegrünung mit Sprossen Feinstaub aufnehmen, CO₂ binden und Wasser speichern können. Die Auswahl der Pflanzen erfolgte auf Basis der Artenliste des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz und Landwirtschaft, in der heimische Kletterpflanzen aufgeführt sind. Bäume und Sträucher sind darin anhand verschiedener Parameter wie Lichtzahl, Temperaturzahl oder Feuchtezahl klassifiziert.

 

Mit dem Förderprogramm Stadtgrün werden in Sachsen kommunale Unternehmen und gemeinnützige Organisationen unterstützt, die durch Aufwertung von Grün- und Freiflächen für die Entwicklung von Habitatstrukturen für einheimische Tiere und Pflanzen im Siedlungsraum sorgen. „Für unser Vorhaben haben wir relativ reibungslos eine Förderzusage erhalten“, sagt der technische Leiter. „Wir wurden sogar darauf hingewiesen, dass wir für die Bäume drei Jahre Pflege beantragen können.“ Die gesamte Planung und Umsetzung des Begrünungsprojektes erstreckte sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren. Dafür waren mehrere Abstimmungstermine mit einer Gartenbaufirma erforderlich, um Details wie beispielsweise den Standort der Bäume genau festzulegen.

Um eine regelmäßige Bewässerung der Bäume sicherzustellen, sind rund um die Wurzelballen Schläuche mit einer Perforation gelegt worden, aus denen an zwei Stunden pro Tag Regenwasser aus der Zisterne tröpfelt. Durch die wurzelnahe Bewässerung unter der Erde kann das Wasser nicht verdunsten. Die Wasserzufuhr aus der Zisterne wird per Zeitschaltuhr gesteuert. „Dabei haben wir uns an dem Bewässerungssystem vom Wein- und Obstbau orientiert.“ Das Kulturkino Zwenkau verfügt über zwei Zisternen mit vier Tanks, in denen bis zu 4.000 l Regenwasser aufgefangen werden können.

 

Finanziert worden ist die Bepflanzung über die Landesförderung in Sachsen vom Förderprogramm Stadtgrün, das gemeinnützige Organisationen mit bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten unterstützt. Neben den Fördermitteln in Höhe von 79.000 Euro hat das Kulturkino Zwenkau Eigenmittel in Höhe von 8.800 Euro aufgebracht. Der Löwenanteil in Höhe von 5.000 Euro stammt aus dem Preisgeld für ökologische Nachhaltigkeit, mit dem die Mitteldeutsche Medienförderung das Kino 2024 prämiert hat. „Diese Begrünung- und Klimaanpassungsmaßnahmen werden wir beim Kulturkinofest im August einem breiteren Publikum vorstellen“, sagt Steffen Wieser.