Stärkung für die heimische Solarwirtschaft
Wichtige Schlüsseltechnologien, die zur Umsetzung der Energiewende erforderlich sind, sollen künftig verstärkt in Europa produziert werden. Dazu gehören beispielsweise Wechselrichter und Wafer für Photovoltaik-Anlagen, Batterien und Wärmepumpen. Den Grundstein dafür hat die EU-Kommission 2024 mit der Veröffentlichung des Net-Zero Industry Act (NZIA) gelegt. Diese Verordnung sieht vor, die Produktionskapazitäten für Netto-Null-Technologien in der EU zu steigern.
Bis zum Jahr 2030 soll die EU mindestens 40 Prozent ihres jährlichen Bedarfs an Netto-Null-Technologien selbst decken können. Damit wird angestrebt, die anvisierten Klima- und Energieziele der EU für 2030 und 2050 zu erreichen. Zudem soll die europäische Wirtschaft dadurch wettbewerbsfähiger werden,so dass hochwertige Jobs entstehen und gleichzeitig die Energieabhängigkeit der EU reduziert wird.
Ende Mai hat die EU-Kommission weitere Schritte unternommen, um die Energiewende in der EU voranzubringen. Vier neue Vorschriften sollen dazu beitragen, die europäische Industrie resilienter und wettbewerbsfähiger aufzustellen und dabei gleichzeitig den CO2-Fußabdruck zu senken. Das Ziel ist, die Herstellung von Netto-Null-Technologien zu unterstützen und in der EU einen Wettbewerb der Hersteller von sauberen Technologien anzukurbeln.
Bei Auktionen für Erneuerbare Energien wird der Preis künftig nicht mehr das alleinige Kriterium sein. Zu den weiteren Kriterien gehören verantwortungsvolles Geschäftsverhalten, Cybersicherheit, Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit. Diese Vorschriften werden am 30. Dezember 2025 in Kraft treten und müssen auf mindestens 30 Prozent des Auktionsvolumens oder 6 Gigawatt pro Jahr und Land angewendet werden. Die Bestimmungen beinhalten zudem eine Liste förderfähiger Netto-Null-Technologieprodukte und ihre wichtigsten spezifischen Komponenten. Außerdem wird aufgeführt, bei welchen Technologien Abhängigkeiten von Drittländern bestehen.
Bei der Beschaffung von Technologien oder Dienstleistungen dürfen die Auftraggeber bei bestimmten öffentlichen Ausschreibungen künftig nicht mehr die preislich günstigste Option auswählen, sondern müssen dabei auch die Resilienz hinsichtlich der Lieferkette berücksichtigen. Dieses Kriterium muss bei der öffentlichen Beschaffung, bei Erneuerbare Energien-Auktionen und anderen öffentlichen Eingriffen angelegt werden, wenn für eines der Produkte eine übermäßige Abhängigkeit von einer einzigen Bezugsquelle gegeben ist.
Der europäische Branchenverband Solar Power Europe begrüßt den Net-Zero Industry Act und hofft, dass die Mitgliedstaaten künftig Prämien für in Europa hergestellte Solarmodule vergeben. Bei der Produktion von Solarmodulen geht es nicht nur um die Siliziumwafer, sondern auch um die Verkapselung, die Kunststoffe und die Anschlussdosen. Ansätze wie ein Resilienzbonus oder Local-Content-Regelungen bei Ausschreibungen und Förderungen sind wichtig, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen und international konkurrenzfähig zu sein.
Resilienz ist auch bezüglich der Datensicherheit erforderlich. „Jeder Wechselrichter ist über eine App auslesbar“, sagt Prof. Michael Powalla, der den Geschäftsbereich Photovoltaik am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) in Stuttgart leitet. „Wenn der Wechselrichter jedoch permanent eine Verbindung zu einer Datenbank beim Hersteller hat, um diese App mit Daten zu versorgen, dann ist das ein potenzielles Einfallstor für Manipulation. Das muss im Blick behalten werden.“