Grünes Kino bei der 2. Green Culture Konferenz
Im Anschluss an das Filmfest München luden die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der FFF Bayern zur 2. Green Culture Konferenz – Audiovisuelle Medien in Bewegung ein. Ziel dieser von Kulturstaatsministerin Claudia Roth initiierten Veranstaltungsreihe ist es, wesentliche Akteur*innen aus Kultur, Politik und Verwaltung, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um Ideen und Lösungen für einen beschleunigten ökologischen Transformationsprozess in Kultur und Medien zu erörtern.
„Audiovisuelle Medien können das Thema Klimakrise aufgreifen, sie können die Folgen des menschengemachten Klimawandels zeigen und das Publikum für Konflikte und Lösungen sensibilisieren”, erklärte die Kulturstaatsministerin Claudia Roth. „Doch die ästhetische Auseinandersetzung mit der Klimakrise, der Diskurs, die Thematisierung und Inszenierung allein werden nicht ausreichen, sie abzuwenden.”
Kunst und Kultur müssen sich auch mit ihrem eigenen Fußabdruck auseinandersetzen, müssen Energie sparen, nachhaltiger wirtschaften und bauen, weniger Müll produzieren. Die audiovisuellen Medien nehmen hier eine Vorreiterrolle ein.Claudia Roth , Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, hob in seinem wissenschaftlichen Impulsvortrag die Notwendigkeit von Klimaresilienz hervor. Die Lebensweise der Menschen muss in den nächsten zwanzig Jahren angepasst werden, um den Klimawandel und die daraus resultierenden Folgen bewältigen zu können. Um dauerhafte und praktikable Strukturen für mehr Nachhaltigkeit in der Filmwirtschaft aufzubauen, die einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, sollen gemeinsam mit Akteur*innen der Branche konkrete Zielsetzungen entwickelt werden.
Im Rahmen der 2. Green Culture Konferenz fanden Workshops zur Zentrale Anlaufstelle Green Culture im BKM, den ökologischen Standards in der audiovisuellen Produktion, der Datenerfassung ökologischer Kennzahlen im Kino, dem Bereich Weiterbildung sowie den Arbeitsstrukturen einer nachhaltigen Film- und Fernsehproduktion statt. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen wurde die Umsetzung der Zielsetzungen erörtert.
Bei dem Grünen Kino-Workshop zur Datenerfassung ökologischer Kennzahlen im Kino, der von Birgit Heidsiek, Grüne Kino-Beraterin der FFA geleitet wurde, setzten sich die Teilnehmer*innen unter anderem mit der Fragestellung auseinander, wie differenziert die Erfassung ökologischer Kennzahlen von Kinos erfolgen sollte. Bei Strom, der als Ökostrom vermarktet wird, handelt es sich nicht in jedem Fall um Strom, der aus Erneuerbaren Energiequellen erzeugt worden ist.
Während der Photovoltaik-Strom vom eigenen Kinodach komplett emissionsfrei erzeugt wird, besteht der Ökostrom aus dem Netz physisch aus dem aktuell verfügbaren Strommix. Mit dem Ökostrom-Tarif wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien maßgeblich unterstützt. Dies ist bei der Grünstromzertifizierung hingegen nicht der Fall, da der eingekaufte Strom lediglich mit einem Ökostrom-Label gekennzeichnet wird, das von Wasserkraftwerken aus Norwegen oder Österreich stammt, die ihren Strom im Gegenzug nicht mehr als Ökostrom vermarkten dürfen.
Im Rahmen des Projekts Kino Natürlich sind bereits erste Klimabilanzen erstellt worden, wie Christian Bräuer, Vorstandsvorsitzender der AG Kino – Gilde in seinem Impulsvortrag betonte. Aufgrund der monatelangen Kinoschließungen während der Pandemie gibt es allerdings keine validen Vergleichszahlen. Daniel Sponsel, Leiter des DOK.fest München, berichtete in seinem Impulsvortag, dass die AG Filmfestival bereits erste Selbstverpflichtungskriterien aufgestellt hat.
Unter den 1.730 Spielstätten in Deutschland befinden sich 482 Programmkinos, wie Ruth Strecker, Förderreferentin Kinoförderung der FFA, in einem Überblick hervorhob. Die FFA fördert bereits zahlreiche Maßnahmen, um die Klimabilanz im Kino zu verbessern. Bei der energetischen Bewertung von Kinos kommt nicht nur eine Differenzierung zwischen Kinos in Bestandsgebäuden und Neubauten zum Tragen. Relevant ist zudem, ob die Kinobetreiber*innen Eigentümer*innen oder Mieter*innen der Immobilie sind und entsprechende Optimierungen an der Gebäudehülle oder bei der technischen Gebäudeausrüstung vornehmen können.
Zum Abschluss der 2. Green Culture Konferenz wurde diskutiert, inwiefern sich die Ökologischen Produktionsstandards auf andere Bereiche der Film- und Kulturwirtschaft übertragen lassen. Die Erarbeitung von ökologischen Standards ist eine Aufgabe, mit der sich auch die Kinos auseinandersetzen müssen.