Maßnahmen zur Prävention gegen Starkregen
Das Jahr 2024 war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) das wärmste Jahr seit dem flächendeckenden Messbeginn im Jahr 1881. Zudem war 2024 auch eines der nassesten Jahre. In den letzten Jahren hat Deutschland katastrophale Folgen von Starkregen- und Hochwasserereignissen erlebt. „Zukünftig werden alle Regionen Deutschlands von einem weiteren Temperaturanstieg, einer Zunahme von Hitze- und Trockentagen sowie einer erhöhten Gefahr von Starkregen- und Überflutungsereignissen betroffen sein“, konstatiert das Bundesumweltministerium in der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2024. Je nach dem Ausmaß der Erderwärmung werden bis zur Mitte des Jahrhunderts kumulierte volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von 280 bis 900 Milliarden Euro erwartet.
Der größte Sachschaden durch Starkregen entsteht, wenn Wasser in das Gebäude eindringt. Um das zu verhindern, können verschiedene Maßnahmen getroffen werden. Dazu gehört, das Wasser von Gebäuden wegzuleiten, was beispielsweise durch Schaffung von Senken oder Mulden erfolgen kann. Auch Bodenschwellen eignen sich, um oberflächlich abfließendes Niederschlagswasser von der Bebauung fernzuhalten. Die Schwellen dürfen benachbarte Liegenschaften nicht negativ beeinflussen und sind in einigen Bundesländern genehmigungspflichtig. Eingänge auf Bodenebene sollten zwecks Überflutungsschutz vermieden werden, auch wenn dies der Barrierefreiheit entgegensteht.
Eine häufige Ursache für Überflutungsschäden durch Starkregen sind fehlende, falsch montierte oder defekte Rückstausicherungen. Sofern Hausanschlüsse im Gebäude unterhalb der Rückstauebene des öffentlichen Entwässerungssystems liegen, lässt sich durch Rückstausicherungen bewirken, dass kein Wasser ins Haus gedrückt wird. Sofern keine Rückstausicherungen vorhanden sind, übernimmt die Versicherung keine Haftung für einen Schaden. Die Höhe der Rückstauebene, die normalerweise der Bordsteinkante entspricht, ist in den Entwässerungssatzungen der Gemeinden festgelegt.
Geeignete Rückstausicherungen sind Rückstauverschlüsse oder Hebeanlagen. Rückstauverschlüsse verhindern über Klappen, dass das Wasser aus der Kanalisation ins Gebäude strömt. Sofern das Abwasser zurückströmt, schließt sich automatisch die erste Klappe. Den größtmöglichen Schutz gegen Rückstau bieten Abwasserhebeanlagen. Dies sind automatisch arbeitende Pumpen, die das anfallende Abwasser über eine Rückstauschleife über die Rückstauebene befördern. Diese Schleife ist der eigentliche Rückstauschutz und sorgt dafür, dass das Abwasser aus dem öffentlichen Abwasserkanal nicht zurück ins Gebäude gelangen kann.
Aber auch Sickerwasser und Grundwasser können Druck auf die im Wasser stehenden Gebäudeteile ausüben und in erdberührende Bauteile eindringen. Da das Wasser oft Salze mitführt, kann dadurch die Oberfläche der Wände beschädigt werden. Abhilfe schaffen Abdichtungen gegen Bodenfeuchte und nichtstauendes Sickerwasser. Bei Bestandsgebäuden ist eine Umsetzung entsprechender Maßnahmen technisch und finanziell deutlich aufwendiger als bei Neubauten.
Während eine horizontale Abdichtung im Neubau mit Bitumen- oder Kunststoff-Dichtungsbahnen erfolgen kann, erfordert dies bei Bestandsgebäuden nachträgliche Abdichtungen durch Injektionsverfahren, bei denen die Wand von innen angebohrt und ein Injektionsstoff in die Wand gespritzt wird, so dass die Poren wasserabweisend werden. Da eine nachträgliche Abdichtung gegen drückendes Wasser bautechnisch schwer umsetzbar ist, werden in den meisten Fällen nur die Fehlstellen abgedichtet. Wenn bei der Sanierung von Rohrdurchlässen die Abdichtung der Außenwände nicht ausreicht, sollte der Durchlass an der Außenwand durch eine druckwasserdichte Wanddurchführung ersetzt werden.
Weitere Maßnahmen, um Wasser von Gebäuden fernzuhalten sind Speicher, in die das Wasser von versiegelten Flächen und Dachflächen geleitet werden kann. Als Speicher geeignet sind sowohl Retentionsmulden auf Grünfächen als auch unterirdische Tanks oder Zisternen. Zisternen können zudem als Grauwasserspeicher genutzt werden. Auch Dächer können verhindern, dass das Wasser bei Starkregen über die Dachrinnen hinausschießt.
Neben einem Gründach bietet sich als Lösung für das Regenwassermanagement in Städten das sogenannte Retentionsdach an, bei dem spezielle Schichten das Regenwasser für kürzere oder längere Zeit auf dem Dach halten und kontrolliert wieder abgeben können. Retentionsdächer entlasten bei starkem Regen die städtischen Abwassersysteme und verringern das Risiko von Überschwemmungen und Wasserschäden.