Messungen und Maßnahmen im Hofgarten Kino Bad Belzig
Best Practice-Beispiel
Mit Hilfe der Energieberatung im Mittelstand hat der Kinobetreiber Sven Andresen die Energieausgaben für das Hofgarten Kino Bad Belzig durchleuchtet, auf die dort 15 Prozent der Betriebskosten entfallen. „Der Energieberatungsbericht hat bestätigt, dass wir im Rahmen der Möglichkeiten schon relativ effizient arbeiten“, berichtet Andresen. „Durch die Beratung ist unser Blick noch einmal geschärft worden und wir haben Denkanstöße erhalten.“
Um den Energieverbrauch im Kino genau zu ermitteln, erfolgte zunächst eine Inventarisierung aller elektrischen Geräte, wobei jede Glühbirne begutachtet wurde. „Das war ein hoher Zeitaufwand, der sich fast auf einen halben Tag erstreckte.“ Dabei wurden sämtliche Verbräuche aufgenommen, um am Ende die Ergebnisse der Messungen zu hinterfragen und in Bezug setzen zu können. Dabei wurde geprüft, ob ungewollte Verbräuche auftauchen, wenn das Kino geschlossen ist.
Nach der Messung, die über einen Zeitraum von zehn Tagen erfolgte, erhielt Andresen die Auswertung. In einem abschließenden Gespräch wurden ihm einige Punkte noch einmal erläutert. „Ich finde es schade, dass im Rahmen der geförderten Beratung keine konkreten Vorschläge zu genauen Maßnahmen erfolgen dürfen“, kritisiert Andresen. „Beim letzten Schritt wird man allein gelassen.“
Aus dem Energieberatungsbericht resultieren verschiedene Handlungsempfehlungen, um Einsparpotenziale zu realisieren, die der Kinobetreiber neben dem Tagesgeschäft abarbeiten will. Da zwei Drittel des Energieverbrauchs auf die Heizung entfallen, will er prüfen, ob die Regelung optimiert oder ein Brennwertkessel eingebaut werden kann, um den Verbrauch drastisch zu reduzieren.
Eine Erneuerung des Heizkessels würde Folgearbeiten nach sich ziehen, denn eine veränderte Abluftsituation erfordert eine Kondenswasserableitung. Damit die Verbrennungsluft im Brennwertkessel angesaugt werden kann, muss ein dünneres Abgasrohr in das Rohr zum Schornstein eingezogen werden. Vorerst ist kein Austausch des Heizkessels vorgesehen. „Wir haben den Brennwertkessel zurückgestellt, da Langlebigkeit und Wirkungsgrad bei den neueren Geräten nicht unbedingt besser sind“, erklärt der Kinobetreiber.
Der Energieverbrauch im Hofgarten Kino besteht zu zwei Dritteln aus Erdgas und zu einem Drittel aus Strom, wobei zwei Drittel der Kosten auf den Strom entfallen. Den Löwenanteil davon verschlingen die digitalen Projektoren. Auch wenn die Popcorn-Maschine läuft, steigt der Stromverbrauch steil an. Das Kinoteam hat deshalb mögliche Alternativen sondiert. Gas-basierte Popcornmaschinen lassen sich allerdings nicht bedenkenlos nutzen, da sie nur mit einem offenen Brenner angeboten werden.
Als energetisches Problemkind erwies sich die sechzehn Jahre alte Lüftungsanlage, die noch über keine Wärmerückgewinnung verfügt. „Wir haben darüber diskutiert, ob wir die Abwärme der Projektoren nutzen können“, sagt Andresen. „Das wurde verworfen, weil es extrem aufwändig wäre.“ Eine erhebliche Einsparung der Stromkosten konnte durch den Einbau einer neuen Steuerung erreicht werden.
„Zuvor ließ sich der Frequenzumwandler unserer Lüftungsanlage nicht einzeln für jeden unserer drei Säle justieren“, berichtet der Kinobetreiber. Dank der neuen Steuerung kann jetzt eine bedarfsorientierte Lüftung in den verschiedenen Kinosälen erfolgen. „Wir verzeichnen dadurch Einsparungen in der Größenordnung von zehn bis zwanzig Prozent.
Zu den nächsten Modernisierungsmaßnahmen, die im Hofgartenkino in Bad Belzig realisiert werden sollen, gehört eine neue Saalbeleuchtung. Wärme und Licht sind die Bereiche im Kino, in denen sich energieeffiziente Maßnahmen am besten umsetzen lassen. Um den Stromverbrauch zu minimieren, wird der Einlass im Hofgarten Kino erst fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn geöffnet, damit nicht eine halbe Stunde vorher das Licht im Saal brennen muss. „Das spiegelt sich auch in den Verbräuchen wieder.“
Nachbesserungsbedarf besteht auch hinsichtlich der Umrüstung auf LED. „Im Kino gibt es Spezialleuchten, die auch im Batteriebetrieb funktionieren müssen, weil das Notlicht daran angeschlossen ist.“ Bei Fluchtwegleuchten, die mit LED betrieben werden, sind die Leuchtmittel allerdings oftmals nicht austauschbar. Aufgrund dieser Anforderung kommen viele der auf dem Markt angebotenen Produkte nicht in Frage. „Das erfordert eine aufwändige Recherche“, resümiert Andresen. „Die Energieberatung ist der erste Schritt, aber die eigentliche Arbeit beginnt erst danach.“