Anreize für den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen

Mit Erneuerbaren Energien-Anlagen werden weltweit 3,87 Terawatt Strom erzeugt, wie aus dem Jahresbericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) hervorgeht. Beim weltweiten Kraftwerkszubau dominieren die Erneuerbaren Energien mit 86 Prozent. Allein im Jahr 2023 sind 473 Gigawatt hinzugekommen, wovon 345,5 Gigawatt aus dem Zubau von Photovoltaik-Anlagen resultieren. Fast dreiviertel aller Erneuerbaren Energie-Anlagen, die in der ganzen Welt errichtet werden, sind Solar-Anlagen.

 

Das derzeit größte Kraftwerk der Welt entsteht in Indien. Der Energiekonzern Adani Green Energy Limited (AGEL) investiert rund 20 Milliarden US-Dollar, um auf einer Fläche von rund 500 Quadratkilometern einen gigantischen Solar- und Windkraftpark inmitten einer Salzwüste zu bauen. In dem Erneuerbaren Energie-Park, der fünfmal so groß wie Paris ist, sollen aus Wind und Sonne 30 Gigawatt Strom produziert werden.

 

Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien steht Asien an der Spitze. 63 Prozent der weltweiten Neuinstallationen erfolgten 2023 in China, das einen Zubau von 297,6 Gigawatt verzeichnete. In Asien werden 1.961 Terawatt Strom aus Erneuerbaren Energien produziert, was rund der Hälfte der weltweiten Leistung entspricht. Afrika hat einen Anteil von 1,6 Prozent an der Erneuerbaren-Leistung. Global betrachtet kommt rund 43 Prozent des Stroms aus nachwachsenden Energiequellen.

Um das auf der Klimakonferenz anvisierte 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Kapazitäten der installierten Leistung aus Erneuerbaren Energien bis 2030 auf einen Zubau von elf Terawatt pro Jahr verdreifacht werden. „Unser Jahresbericht soll nicht nur die Fortschritte aufzeigen“, betont Francesco La Camera, Generaldirektor der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien,  „sondern uns an die Aufgaben erinnern, die vor uns liegen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“,

 

Der Bundesnetzagentur zufolge wurden im Jahr 2023 in Deutschland Solarstromsysteme mit einer Spitzenleistung von rund 14 Gigawatt neu in Betrieb genommen. Damit wurde das gesetzliche Klimaschutzziel der Bundesregierung von 9 Gigawatt im vergangenen Jahr deutlich übertroffen. 2024 werden 13 GW als Ausbauziel für Photovoltaik angestrebt. Für 2025 sind 18 GW anvisiert. „Wir müssen das Tempo verdreifachen und bis 2026 auf einen jährlichen Zubau von 22 Gigawatt kommen, um unsere Ausbauziele zu erreichen“, erklärt der Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck.

 

Für einen kräftigen Schub sorgen soll der vom Wirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf für das „Solarpaket 1“, den das Bundeskabinett im August 2023 beschlossen hat. Der 140 Seiten umfassende Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und weiterer energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Energieerzeugung soll durch Bürokratieabbau sowie die Vereinfachung und Beschleunigung von Planungsprozessen den Zubau von Photovoltaik-Anlagen erleichtern.

 

Dazu gehört, die gemeinschaftliche Versorgung von Gewerbe- und Mietwohngebäuden mit PV-Strom zu vereinfachen und die Barrieren beim Zugang zu Stromnetzen abbauen. Gewerbetriebe mit einem hohen Eigenverbrauch sollen motiviert werden, mehr Photovoltaik auf großen Dächern zu installieren. Bislang sind Anlagen mit einer installierten Leistung von mehr als 100 Kilowatt zur Direktvermarktung verpflichtet. In Zukunft können Anlagenbetreiber ihre Überschussmengen voraussichtlich ohne Vergütung und ohne Direktvermarktungskosten an die Netzbetreiber weitergeben. Ein Anlagenzertifikat soll künftig erst ab einer installierten Leistung von mehr als 500 Kilowatt erforderlich sein.

 

Die Verabschiedung des Solarpakets ist bisher noch nicht erfolgt, da Uneinigkeit über den sogenannten Resilienzbonus herrschte. Damit sollte der Solarmarkt in Deutschland gestärkt werden, um die Abhängigkeit vom asiatischen Markt zu reduzieren und im Fall einer geopolitischen Krise Lieferproblemen vorzubeugen. Bislang dominiert China den Markt mit PV-Modulen, die zu wesentlich günstigeren Preisen angeboten werden als europäische Produkte, da bei der Produktion keine Umwelt- und Menschenrechtsstandards eingehalten werden.

 

Um die in Deutschland hergestellten Komponenten für PV-Anlagen gegen billige Konkurrenzprodukte aus China zu schützen, sollten Solaranlagenbetreiber als Ausgleich für die höheren Anschaffungspreise eine zusätzliche Einspeisevergütung erhalten. Nachdem dem Resilienzbonus inzwischen eine Absage erteilt worden ist, wird im April 2024 eine Verabschiedung des Solarpakets erwartet.

In Deutschland besaßen die Erneuerbaren Energien im Jahr 2023  einen Anteil von 59,7 Prozent an der öffentlichen Stromerzeugung. Der Auswertung des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE zufolge wurden rund 260 Terawattstunden durch die Nutzung Erneuerbarer Energien erzeugt. Die wichtigste Stromquelle war die Windkraft, die mit 139,8 Terawattstunden (TWh) zu einem Drittel zur öffentlichen Stromerzeugung beigetragen hat.

 

Mit Windkraftanlagen wurde 14,1 Prozent mehr Strom produziert als im Vorjahr. Der anvisierte Ausbau der der Onshore-Anlagen von 4 Gigawatt blieb mit 2,7 Gigawatt hinter dem Plan zurück. Der Ausbau der Offshore-Anlagen verlief aufgrund der erforderlichen Ausschreibungen und langen Bauzeiten noch schleppender. Statt des geplanten Offshore-Zubaus von 0,7 GW wurden nur 0,23 GW neu installiert.

 

Mit Photovoltaik-Anlagen wurden in Deutschland insgesamt 59,9 TWh erzeugt. Davon wurden 53,5 TWh ins öffentliche Stromnetz eingespeist, während 6,4 TWh dem Eigenverbrauch dienten. Als ertragsreichster Monat erwies sich der Juni 2023 , in dem 9 TWh Solarstrom erzeugt wurden. Die maximale Solarleistung mit einem Anteil von 68 Prozent an der Stromerzeugung wurde am 7. Juli 2023 erreicht.

 

Der zunehmende Ausbau der Erneuerbaren Energien erfordert einen Netzausbau sowie dezentral errichtete Batteriespeicher, um den erzeugten Wind-  und Solarstrom puffern zu können. Die installierte Batterieleistung hat sich von 4,4 GW im Jahr 2022 auf 7,6 GW in 2023 nahezu verdoppelt. Erheblich gegenüber dem Vorjahr gesunken ist der durchschnittliche Day-Ahead Börsenstrompreis. Während eine Megawattstunde im Jahr 2022 im Schnitt zu einem Preis von 230,57 Euro gehandelt worden ist, lag der Strompreis an der Börse 2023 im Durchschnitt bei 92,29 €/MWh. Das entspricht einem Preis von 9,23 Cent pro Kilowattstunde.