Filmwelt in Grünstadt verbucht Solarrekord

Best Practice-Beispiel

Die Leistung der Photovoltaikanlage auf dem Kino-Center der Filmwelt in Grünstadt hat die Erwartungen der beiden Geschäftsführer Alexander Cyron und Oliver Lebert bei weitem übertroffen. Seitdem die Solar-Panele im April 2022 auf dem Flachdach und an zwei Wänden des Kinokomplexes installiert worden sind, wurden damit mehr als 115 Megawattstunden Strom produziert. Gemessen an dem Strommix aus dem Netz, der laut Umweltbundesamt im Jahr 2021 bei 485 g CO2/kWh lag, konnten dank der Solarstromerzeugung rund 70 Tonnen CO2 eingespart werden.

 

Die genaue Strommenge, die jeweils aktuell mit der PV-Anlage produziert wird, lässt sich auf dem Display im Kinofoyer ablesen. „In den Monaten von April bis September hat die Anlage ausreichend Strom erzeugt, um unseren gesamten Strombedarf im Haus zu decken“, versichert Alexander Cyron. „Die Ost-West-Ausrichtung der Anlage sowie die Panele auf zwei Wänden in Südrichtung ermöglichen es, bis in die Abendstunden Solarstrom zu produzieren.“ Die Nennleistung der PV-Anlage beläuft sich auf 165 kWp, was jedoch nur einen maximalen Wert unter Laborbedingungen bezeichnet und selbst nicht zu erreichen ist, wenn die Sonne im Zenit steht.

 

Der erzeugte Solarstrom wird komplett in das Netz eingespeist und an die Stadtwerke Grünstadt veräußert, welche die im Kino verbrauchte Strommenge gegenrechnen. Dabei gilt nicht die von der Bundesnetzagentur festgelegte Einspeisevergütung, da nach dem EEG bei großen Anlagen ab 100 kWp installierter Leistung eine Direktvermarktung vorgeschrieben ist. „Mit dem PV-Strom lassen sich an der Strombörse über 35 Cent/kWh erzielen“, sagt der Kinobetreiber. „Die Stadtwerke sind sehr an grünem Strom in ihrem Strommix interessiert, da Ökostrom äußerst begehrt ist.“

Die Beschaffung der PV-Module erfolgte im Rahmen eines Sammelauftrags über den Kinoarchitekten Matthias Hansske, der für mehrere Cineplex-Häuser die Solar-Anlagen geplant hat. Im Filmwelt Kino-Center, das über sechs Säle mit insgesamt 750 Plätzen verfügt, liegt der Grundbedarf für Elektrizität zwischen fünf und sechs kW. Wenn alle Verbraucher wie Projektoren, Server, die Postmixanlage, die Geräte im Bürobetrieb sowie die Eiswürfelmaschine und der Pizzaofen im Restaurant im Vollbetrieb laufen, beträgt der Maximalverbrauch 40 kW.

 

„Wenn wir unsere Klimaanlage einschalten, kommen weitere 10 bis 15 kW hinzu“, erklärt Alexander Cyron. „Früher haben wir die Klimaanlage nur in Notfällen eingesetzt. Da sie jetzt über die Automation gesteuert wird, verbraucht sie weniger Strom, obwohl sie länger läuft.“ Wenn ein Kinosaal vor dem Vorstellungsbeginn nicht gekühlt wird und die Besucher*innen dort eintreten und zusätzliche Wärme abgegeben, muss die Klimaanlage eine größere Kühlleistung erbringen. „Bei einer Außentemperatur von 36 Grad herrschen bei uns angenehme 24 Grad im Saal.“

 

Von Vorteil ist dabei die sehr gute Isolierung des Gebäudes, die aus der Sandwich-Bauweise der Betonfertigbauteile resultiert, welche aus jeweils zwei Schichten mit Steinwolle-Füllung bestehen. Dadurch kühlen die Säle im Winter nicht aus. Bei minus 10 Grad wird ohne Heizung noch eine Raumtemperatur von 17 bis 18 Grad erreicht. Zudem wird in dem 2015 eröffneten Kino-Center die Abwärme der Projektoren genutzt und über einen Wärmetauscher dem Lüftungssystem zugeführt.

Die Installation der PV-Anlage umfasste auch Nebenarbeiten wie der Einbau von Reglern für die Trafo-Station sowie der Umbau des Blitzschutzes auf dem Dach. Das Investment der Anlage belief sich auf 250.000 Euro, wovon die FFA den Löwenanteil von 150.000 Euro über das Zukunftsprogramm Kino der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert hat. Auch die Stadtwerke Grünstadt haben die Errichtung der Solaranlage durch Arbeitsleistungen unterstützt und bereits binnen drei Wochen eine Baugenehmigung erteilt.

 

Die Stadtwerke waren schon beim Bau des Kinos involviert, da eine kompakte Trafostation aufgestellt und Erdkabel angeschlossen wurden. „Die 200 Meter Kabel, die durch das Haus verlegt wurden, wiegen 3,5 Tonnen und mussten mit einem Spezialgabelstapler vom Tieflader transportiert werden“, berichtet Alexander Cyron. Allein die Kabel haben einen Durchmesser von etwa 10 cm. Doch der Aufwand hat sich gelohnt.

Unsere Energiekosten für das gesamte Haus sind heute nicht höher als in unserem ehemaligen Innenstadtkino mit zwei Sälen, das sich in einem Altbau befand. Alexander Cyron, Geschäftsführer Filmwelt, Grünstadt