Erneuerbare Energien im Aufwind

Im ersten Quartal 2023 sind in Deutschland rund 69 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt worden, wie vorläufige Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ergeben. Damit ist der Stromverbrauch in Deutschland zwischen Januar und März 2023 rund zur Hälfe mit Erneuerbaren Energien gedeckt worden.

 

Mehr als ein Viertel des Strombedarfs wurde mit Windkraftanlagen an Land erzeugt, die in drei Monaten 38 Mrd. kWh Strom produziert haben. Knapp acht Mrd. kWh stammten aus Photovoltaik, mehr als elf Mrd. kWh aus Biomasse, sieben Mrd. kWh aus Wind auf See sowie vier Mrd. kWh aus Wasserkraft. Der prozentuale Anstieg des Erneuerbaren Energie-Anteils ist zum Teil auf den krisenbedingt gesunkenen Stromverbrauch zurückzuführen, der im ersten Quartal sechs Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums lag. Die Bruttostromerzeugung betrug im ersten Quartal 2023 rund 148 Mrd. kWh, was einem Rückgang von acht Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2022 mit 161 Mrd. kWh entspricht. Mit konventionellen Energieträgern sind 78 Mrd. kWh erzeugt worden.

 

„Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir noch viel mehr grünen Strom als wir heute haben“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die Bundesregierung hat hierzu bereits einige Maßnahmen angestoßen. Nun geht es um die Umsetzung – zum Beispiel von schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren.“ Zudem müsse der Netzaus- und -umbau vorangetrieben und die Weichen für ein Marktdesign gestellt werden, damit sich Investitionen in steuerbare Stromerzeugungskapazitäten lohnen.

Auf dem Offshore-Gipfel von acht Nordseeanrainerstaaten wurde am 24. April das Ziel formuliert, bis 2030 eine Offshore-Kapazität von 120 GW in der Nordsee zu errichten. Damit wird der Ansatz verfolgt, länderübergreifend den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung in Europa voranzutreiben. Eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende erfordere zudem den Aufbau heimischer Produktionskapazitäten in der Industrie für Schlüsseltechnologien wie Photovoltaik, Windenergie, Batterie- und Wasserstofftechnologien, befindet Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg. „Hierzu müssen wir gezielt den EU Net Zero Industry Act nutzen, um strategisch Wertschöpfungsstrukturen in Europa auf- und Lieferabhängigkeiten abzubauen.“

 

Mit dem Net Zero Industry Act hat die EU-Kommission im März 2023 eine Verordnung vorgelegt, die den Ausbau der Produktionskapazitäten von sauberen Technologien in der EU zur Erreichung der Klimaneutralität anstrebt. Der EU-Vorschlag zielt darauf ab, dass 40 Prozent des jährlichen EU-Bedarfs an diesen Technologien in Europa produziert werden. Dadurch sollen Abhängigkeiten von anderen Ländern vermieden werden.

 

Um dieses Ziel zu erreichen, soll der Aufbau der Produktionskapazitäten von sogennnten „Netto-Null-Technologien“ erleichtert werden. Dazu zählen Photovoltaik und Solarthermie, Onshore- und Offshore-Technologien für erneuerbare Energien, Batterie- und Speichertechnologien sowie Wärmepumpen und geothermische Energietechnologien. Bedarf besteht ebenso für Elektrolyseure und Brennstoffzellen, nachhaltige Biogas- und Biomethantechnologien, Technologien zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (CCS) sowie Netztechnologien.

 

Die Investitionsbedingungen für diese Technologien sollen durch eine Verkürzung der Genehmigungsverfahren verbessert werden. Hierfür ist ein Zeitraum von neun bis zwölf Monaten vorgesehen. Die Europäische Kommission will die Projektträger zudem bei administrativen Verpflichtungen sowie mit einer Beratung bei der Finanzierung unterstützen. Für die Koordinierung eines Projektes soll eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet werden. Die Net-Zero Europe-Plattform soll es der Kommission erleichtern, Maßnahmen zu koordinieren und mit anderen Ländern Informationen im Hinblick auf industrielle Net-Zero-Partnerschaften auszutauschen.