Erneuerbare Energien im Aufwind

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung ist in Deutschland 2022 deutlich gestiegen, wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in seiner Jahresauswertung ermittelt hat. Der Stromix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, ist 2022 zu 49,6 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien gespeist worden. Im Jahr 2021 hatte der Anteil der erneuerbaren Energiequellen an der öffentlichen Nettostromerzeugung 45,6 Prozent betragen.

 

Im Verhältnis am stärksten zugelegt hat die Stromerzeugung per Photovoltaik, auf die auch eine zunehmende Anzahl von Filmtheatern setzen. Von den rund 58 TWh Solarstrom, die 2022 in Deutschland erzeugt wurden, sind etwa 5 TWh für den eigenen Bedarf genutzt und 53 TWh ins öffentliche Netz eingespeist worden. Durch den Zubau von EEG-Anlagen mit 6,1 Gigawatt konnte die installierte Leistung auf ca. 66 Gigawatt gesteigert und somit die vorgegebenen Ausbauziele der Bundesregierung erreicht werden.

 

Der Zubau an Photovoltaikanlagen und das sonnige Wetter haben zu einem Anstieg der Solarstromerzeugung um 19 Prozent gegenüber 2021 geführt. Im Zeitraum von April bis August sowie im Oktober 2022 ist mehr Strom mit Photovoltaik-Anlagen als mit Steinkohlekraftwerken produziert worden. In den Monaten März bis September 2022 hat die monatliche Stromerzeugung mit Photovoltaik den Anteil der Gaskraftwerke übertroffen.

Die mit Abstand größte Strommenge ist 2022 aus Windkraft erzeugt worden. Der Löwenanteil stammt mit rund 99 TWh aus der Onshore-Windstromproduktion. Mit Offshore-Windkraftanlagen wurden zirka 25 TWh produziert. Aufgrund der aufwendigen Genehmigungsverfahren kommt der Zubau von Windkraftanlagen nur schleppend voran. Die installierte Leistung von Onshore-Wind hat sich um 2,1 GW auf 58 GW erhöht. Bei den Offshore-Windkraftanlagen konnte durch den Zubau von 0,3 GW eine installierte Leistung von 8,1 GW erreicht werden.

 

Die Entwicklung auf dem Strommarkt war 2022 von extremen Preisen geprägt, die aus dem Einbruch der Erdgasimporte aus Russland sowie dem Ausfall der Hälfte des französischen Atomkraftwerk-Parks resultieren. Die rückläufige Gasverstromung, die von 52 TWh auf 47 TWh gesunken ist, wurde teilweise durch einen Anstieg der Kohleverstromung kompensiert. Der Anteil der Braunkohle ist gegenüber dem Vorjahr von 99 TWh auf 107 TWh angestiegen. Deutlich zugelegt hat 2022 ebenfalls die Steinkohleverstromung mit 56 TWh, die 2021 noch 47 TWh betragen hatte.

 

An den Strombörsen sind die Preise 2022 deutlich nach oben geschnellt. Der durchschnittliche Day-Ahead-Börsenstrompreis lag 2022 mit 23,058 Cent/kWh zweieinhalb Mal höher als 2021.

Im Jahr 2022 sind die an der Strombörse gehandelten Day-Ahead-Preise gegenüber 2019 im Schnitt um mehr als das Sechsfache gestiegen.

Während eine Megawattstunde Strom 2019 im Schnitt zum Preis von 36,65 €/MWh gehandelt worden ist, lag der durschschnittliche Marktpreis 2022 bei 230,58 €/MWh. Die hohen Strompreise haben zu deutlichen Einsparungen beim Stromverbrauch geführt. Die Last im Stromnetz belief sich 2022 auf 484 TWh, was einem Rückgang von rund 20 TWh gegenüber dem Vorjahr entspricht.