Erneuerbare Energien auf Rekordkurs

Der Bruttostromverbrauch in Deutschland ist in den ersten drei Quartalen 2023 mit über 52 Prozent aus Erneuerbaren Energien gedeckt worden, wie vorläufige Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ergeben haben. Dieses Ergebnis entspricht einem Zuwachs von knapp fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

 

Besonders hoch war die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 57 Prozent im Monat Mai und mit 59 Prozent im Juli. Auch der niedrigere Stromverbrauch hat sich positiv auf die Quote der Erneuerbaren Energien ausgewirkt. In absoluten Zahlen war die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien rund vier Prozent höher als in dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik hat mit 9,8 Mrd. kWh im Juni 2023 einen neuen Rekord erreicht, der einem Plus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht.

 

Bei der Berechnung des Anteils Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch wird das gesamte Stromsystem eines Landes abgebildet. Wird hingegen der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung ermittelt, fließen sowohl die in Deutschland erzeugte Strommenge als auch die exportierten und importierten Strommengen in die Berechnung ein. Auf Basis der Bruttostromerzeugung lag der Anteil Erneuerbarer Energien im Zeitraum von Januar bis September 2023 bei rund 53 Prozent.

Mit 373 Milliarden Kilowattstunden ist die Bruttostromerzeugung in den ersten drei Quartalen 2023 um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken, in dem diese 429 Mrd. kWh betragen hatte. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 sind mehr als 199 Mrd. kWh Strom aus Wind, Sonne und anderen regenerativen Quellen erzeugt worden. Knapp 78 Mrd. kWh stammten aus Windkraftanlagen an Land, fast 56 Mrd. kWh aus Photovoltaik und rund 33 Mrd. kWh aus Biomasse sowie biogenen Siedlungsabfällen. Hinzu kamen 16 Mrd. kWh aus Offshore-Windkraftanlagen und rund 14 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern und Kernenergie sind knapp 174 Mrd. kWh erzeugt worden. Im Vorjahreszeitraum hatte dieser Wert bei knapp 237 Mrd. kWh gelegen.

 

Die Notwendigkeit nach einem beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien und der Stromnetze sowie einem Zubau wasserstofffähiger Gaskraftwerke war auch ein Thema auf der Herbstkonferenz der Energieminister*innen der Länder. Der Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller verkündete, dass seine Behörde einen Vorschlag für eine gerechtere Verteilung der Kosten für den Stromnetzausbau vorlegen will. Derzeit fallen ausgerechnet in den Bundesländern, die zu den Vorreitern beim Ausbau Erneuerbarer Energien gehören, hohe Netzentgelte an.

 

Auf europäischer Ebene hat das EU-Parlament der letzten Fassung der novellierten Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) zugestimmt, die beschleunigte Genehmigungsverfahren für den Ausbau Erneuerbarer Energien vorsieht. Die Zielmarke für den Anteil Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch für 2030 ist von aktuell 32 Prozent auf 45 Prozent angehoben worden. Mit Inkrafttreten dieser Richtlinie werden die Maßnahmen für vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren aus der EU-Notfallverordnung dauerhaft festgeschrieben. Dies ermöglicht der Bundesregierung eine kurzfristige Ausweisung von sogenannten Beschleunigungsgebieten für Erneuerbare Energien. Auf diese Weise können zum Beispiel Windvorranggebiete von vereinfachten Verfahren profitieren.