Anreize für Photovoltaik-Anlagen auf Gewerbedächern
Mit dem Solarpaket I hat der Bundestag den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und weiterer energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Energieerzeugung beschlossen. Um die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Gewerbedächern in der Leistungsklasse von 40 bis 750 Megawatt zu fördern, werden die Vergütungssätze für eingespeisten Solarstrom angehoben. Damit soll ein Anreiz für Unternehmen geschaffen werden, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Firmendach zu errichten, selbst wenn nur ein kleiner Teil des erzeugten Solarstroms im eigenen Gebäude verbraucht werden kann. Zudem ist vorgesehen, die strengen Regelungen beim Netzzugang gewerblicher PV-Systeme in mittleren Leistungsklassen zu vereinfachen.
Für einige Kinos relevant sind die Änderungen in § 21 Absatz 1 EEG 2023, nach dem Anlagen mit einer installierten Leistung von mehr als 100 Kilowatt bislang zur Direktvermarktung verpflichtet sind. Das führt bei geringen Überschussmengen dazu, dass die Kosten für die Direktvermarktung die Profite der Einspeisung überwiegen können. In Extremfällen werden die Überschussmengen deshalb abgeregelt und somit nicht dem Stromsystem zur Verfügung gestellt.
Diese gesetzlichen Vorgaben haben dazu geführt, dass einige PV-Anlagen trotz einer großen Dachfläche auf unter 100 kW dimensioniert worden sind, um nicht der Direktvermarktungspflicht zu unterliegen. Diese Regelung wird im Zuge des Solarpakets I geändert. Anlagenbetreiber können ihre Überschussmengen künftig ohne Direktvermarktungskosten an die Netzbetreiber weitergeben, erhalten dafür allerdings auch keine Vergütung. Diese geänderte Regelung soll Anlagenbetreiber mit einem hohen Eigenverbrauch motivieren, mehr Photovoltaik-Leistung auf großen Dächern zu installieren.
Der von deutschen Herstellern geforderte Resilienzbonus, der dazu dienen soll, die PV-Industrie in Deutschland im harten Standortwettbewerb mit Asien und den USA zu stärken, ist im Rahmen des Reformpakets nicht umgesetzt worden. Die Solarverbände hatten für mehr Sicherheit bei der Versorgung mit solartechnischen Schlüsselkomponenten plädiert, damit die Abhängigkeit vom russischen Erdgas künftig nicht durch eine Abhängigkeit von chinesischen Solarmodulen ersetzt wird.
Um die noch ungenutzten Potenziale der Solar- und Speichertechnologien ausschöpfen zu können, müssen die technischen Voraussetzungen für eine Umsetzung des Solarpakets I geschaffen werden, was Reformen im Steuerrecht, beim Energiemarktdesign und Netzzugang erfordert. Weitere Anpassungen sind im Rahmen des „Solarpaket II“ vorgesehen.
Das Solarpaket soll dazu beitragen, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral wird. Bis 2030 wird eine installierte Solarleistung von 215 Gigawatt (GW) angestrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ab dem Jahr 2026 ein jährlicher Zubau einer neu installierten PV-Leistung von 22 Gigawatt anvisiert. Die Hälfte des PV-Zubaus soll durch die Installation von Solar-Anlagen auf Gebäuden realisiert werden.
Im ersten Quartal 2024 betrug die aus erneuerbaren Energiequellen gewonnene Strommenge mehr als 77 Terawattstunden (TWh) und lag damit elf Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraumes. Auch bei den Genehmigungen für Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen zeichnet sich ein deutlicher Aufwärtstrend ab, wie die aktuellen Quartalszahlen der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) und die neuen Marktstammdaten zum Leistungszubau der Bundesnetzagentur belegen.
Die Windenergie an Land ist die wichtigste Stromquelle in Deutschland, mit der inzwischen mehr Strom als mit allen Braun- und Steinkohlekraftwerken erzeugt wird. 2023 stammten insgesamt 142,1 Mrd. kWh aus Windkraft-Anlagen an Land, was einem Anteil von 22 Prozent an der Bruttostromerzeugung entspricht. Dieser Trend setzt sich weiter fort. Im ersten Quartal 2024 wurden mit 2,8 GW mehr Windkraft-Anlagen genehmigt als in den Jahren 2017 und 2018 zusammen, in denen sich der gesamte Zubau auf 2,4 GW belief. Im Offshore-Bereich wurde die Kapazität der Windkraft-Anlagen auf See 2023 mehr als verdoppelt. Zu den bereits installierten 8,5 GW Leistung kam eine zusätzliche Gesamtleistung von 8,8 GW Wind-Offshore-Kapazität hinzu.
Deutschland kommt bei der Energiewende richtig voran. Die harte Arbeit, um schneller zu werden, zeigt Wirkung: Mehr als die Hälfte des Stroms stammt aus Erneuerbaren, Windausbau, Solarausbau, Netzausbau – alles zieht an. Wichtig ist jetzt: Kurs halten.Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft- und Klimaschutz
Der mit 14,6 Gigawatt (GW) stärkste Zubau wurde 2023 mit Photovoltaik-Anlagen verzeichnet, die einen Anteil von zwölf Prozent an der Bruttostromerzeugung besaßen. Im ersten Quartal 2024 hat sich der Ausbau mit 3,7 GW neu installierter PV-Leistung weiter beschleunigt und lag fast 17,5 Prozent höher als im ersten Quartal 2023.