Nachhaltiges Energiekonzept für das neue Arsenal Kino

Best Practice-Beispiel

Das Arsenal Kino im Filmhaus am Potsdamer Platz zieht an einen neuen Ort, weil die Mietverträge im Filmhaus im Februar 2025 auslaufen. Für die künftige Spielstätte im silent green Kulturquartier, die sich in den denkmalgeschützten Räumlichkeiten des ehemaligen Krematoriums in Berlin-Wedding befindet, ist ein nachhaltiges Energiekonzept entwickelt worden. Das neue Kino des Arsenal – Institut für Film und Videokunst entsteht in der 300 qm großen Westhalle, die unter Einhaltung der Denkmalschutzauflagen saniert wird.

 

Die Transformation der Westhalle wird vom silent green Kulurzentrum realisiert, das von Jörg Heitmann und Bettina Ellerkamp geleitet wird, die auch als Bauherren dafür verantwortlich zeichnen. „Sämtliche Prozessabläufe, die wir im Haus haben, sind auf Nachhaltigkeit abgestimmt, soweit das möglich ist“, erklärt Jörg Heitmann. „Als ein eingetragenes Einzeldenkmal können wir natürlich nicht mit der Wärmedämmung eines Neubaus mithalten.“

 

Das interdisziplinäre Kulturzentrum, das Bewegtbild und Musik als Schwerpunkte hat, vereint verschiedene Initiativen unter seinem Dach. Für die nachhaltigen Bauprinzipien, die beim Transformationsprozess des ehemaligen Krematoriums angelegt wurden, hat das silent green Kulturquartier verschiedene Auszeichnungen erhalten wie den Applaus für Nachhaltigkeit-Preis vom BKM.

Nach diesen Vorgaben erfolgt ebenfalls der Umbau der denkmalgeschützten Westhalle des ehemaligen Krematoriums zum Kino, für den das Berliner Architekturbüro Kombinativ verantwortlich zeichnet. Die Umbauplanung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Kinoplaner Reiner Chemnitius, der mit seinem Planungsbüro für Medientechnik bereits die Installation der Kino- und Videotechnik im Arsenal Kino im Sony-Center betreut hat.

 

„Wir werden im neuen Arsenal wie schon jetzt alle Analogformate von 8mm bis 70mm sowie sämtliche Digitalformate spielen können. Wir erwägen zudem, Möglichkeiten für ein Color Grading im Vorführraum zu integrieren,“ sagt Stefanie Schulte Strathaus, künstlerische Leiterin des Arsenal – Institut für Film und Videokunst. In den neuen Räumen soll auch die Projektionstechnik untergebracht werden, die im Laufe der Jahre im Arsenal gesammelt worden ist.

 

„Wenn wir in die Zukunft planen wollen, müssen wir nicht nur uns selbst mit Geräten und Ersatzteilen versorgen, sondern sicherstellen, dass auch nachfolgende Generationen im Umgang damit geübt sind.“ Um die Ausbildung von Archivar*innen sicherzustellen, hat das Arsenal in Kooperation mit Filmhochschulen im In- und Ausland den Masterstudiengang Filmkultur aufgebaut.

Neben der Projektionstechnik wird auch die Bestuhlung aus dem alten Kino wieder verwendet. Die alten Kinostühle werden nach 25 Jahren aufgearbeitet und neu gepolstert. Der neue Kinosaal des Arsenals erhält 180 Sitzplätze. Neben den dreizehn Reihen mit fest installierten Plätzen werden für die erste Reihe optional mobile Stühle vorgehalten.

Der Spielbetrieb im Arsenal Kino am Potsdamer Platz läuft noch bis zum 15. Dezember 2024. Im Anschluss geht das Arsenal für ein Jahr auf Wanderschaft und wird 2025 ausgewählte Filmprogramme bei und mit Kooperationspartner*innen im In- und Ausland präsentieren, bis 2026 das neue Filmtheater im silent green eröffnet wird.

 

Das Arsenal ist bereits regelmäßig in dem Kulturquartier zu Gast. In den vergangenen Jahren hat die Berlinale die Ausstellung des Forum Expanded in der großen Veranstaltungshalle präsentiert, die bis zu 1.000 Personen Platz bietet. Für die Berlinale 2024 wurde in der Tonhalle im silent green eine Kinovorführung für 300 Zuschauer*innen aufgebaut.

 

Die Grundversorgung der Haupthalle, die sich unter der Wiese des Kulturquartiers befindet, ist energetisch niederschwellig optimiert. „Die große Bodenplatte liegt auf 750 qm vier Meter tief im Grundwasser, so dass die Platte immer eine Grundtemperatur zwischen 12 bis 14 Grad besitzt“, erläutert der silent green-Leiter. „Da wir die Luft im Sommer nicht kühlen und im Winter entsprechend weniger heizen müssen, benötigen wir nur etwa zwanzig Prozent des Energieverbrauchs, der normalerweise für eine Halle dieser Größenordnung anfallen würde.“

 

Ein Großteil des Strombedarfs für das neue Kino soll durch den Solarstrom aus einer hauseigenen Photovoltaik-Anlage gedeckt werden. Diese wird künftig die extensive Dachbegrünung auf dem modernen Bürogebäude ergänzen. Die raumlufttechnische Anlage des Kinos wird durch eine Wärmepumpe unterstützt.

 

 

Im Souterrain des neuen Kinos werden große Teile des mittlerweile über 10.000 Titel umfassenden Filmarchivs untergebracht. „Viele dieser Filme sind für eine Aufführung im Forum der Berlinale untertitelt worden“, erklärt Stefanie Schule Strathaus. Da es sehr aufwendig gewesen wäre, die Analogkopien nach zehn Tagen wieder ins Ausland zurückzuschicken, wurden die Kopien archiviert, um langfristig Zugang zu den Filmen im deutschsprachigen Raum zu schaffen.“

 

Die Büroräume und der Verleih des Arsenals, die in das gegenüberliegende Gebäude in die Gerichtstraße ziehen, werden ebenfalls per Wärmepumpe beheizt. „Für den Fall, dass die Beheizung in den kältesten Wochen des Jahres nicht ausreicht“, betont Jörg Heitmann, „gibt es eine Hybridsteuerung, damit die Wärmepumpe durch Fernwärme unterstützen werden kann.“