Die Saalbau-Lichtspiele setzen auf eine energetische Neuausrichtung
Best Practice-Beispiel
Mit dem Einbau einer raumlufttechnischen Anlage mit Wärmerückgewinnung in Kombination mit einer Wärmepumpe haben die Kinobetreiber Ingo und Jörg Fritz die Saalbau-Lichtspiele in Heppenheim energetisch effizient für die Zukunft aufgestellt. Im Zuge dieser Modernisierung waren weitere Maßnahmen erforderlich, die unter Einhaltung des Ensembleschutzes umgesetzt wurden. Das Dach des historischen Gebäudekomplexes ist gedämmt und die Luftführung neu verlegt worden, ohne dass die Installation im alten Kinosaal sichtbar ist.
Das Gebäude, in dem sich die Saalbau-Lichtspiele mit einem 300 Plätze großen Kino befinden, ist 1896 errichtet und 1924 durch einen Anbau vergrößert worden. Mit der Gebäudehülle des Saalbau-Kinos ging ein hoher Energie- und Wärmeverlust mit hohen Heizkosten einher. „Der Kinosaal war wärme- und klimatechnisch auf dem Stand von 1953“, erklärt Jörg Fritz. Statt der alten Ölheizung sorgt jetzt eine Luftwärmepumpe für die Temperierung des Kinosaals, welche die Außenluft mittels eines Ventilators ansaugt und diese auf ein höheres Temperaturniveau bringt. „Wir haben uns für eine Luftwärmepumpe entschieden, da wir an der Bergstraße nur an wenigen Tagen im Jahr Minusgrade verzeichnen.“
Als zusätzliche Heizung fungiert die moderne Klima- und Lüftungsanlage, die Wärme aus der Umgebungsluft in den Saal einbläst. „Die Klima- und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ermöglicht im großen Kinosaal einen kompletten Luftaustausch von 8000 Kubikmetern pro Stunde“, berichtet der Kinobetreiber. Im Sommer wird die RLT-Anlage zum Kühlen des Kinosaals eingesetzt.
Bei der Auswahl eines geeigneten Heizungs- und Lüftungssystems für das historische Bestandsgebäude ließen sich die Kinobetreiber von zwei unabhängigen Ingenieuren beraten, die ihnen einen Überblick hinsichtlich der technischen Details und lokalen Anforderungen gaben, mit denen jedoch nicht die besondere Situation in einem historischen großen Saal mit alter Bausubstanz adressiert wurde. „Letztendlich habe ich eine Firma beauftragt, die viel Erfahrung mit der Belüftung von großen Hallen besitzt“, sagt Jörg Fritz. „Im Laufe der Planung und Umsetzung der Maßnahmen haben wir die Dimension der infrastrukturellen Probleme des historischen Gebäudes erkannt.“
Um den Heizwärmebedarf des Gebäudes zu senken, erfolgte eine Dämmung des Daches. An der Ostseite des Saaldaches war das Mauerwerk schlecht verfugt und nicht isoliert. Zudem befanden sich unter der Holzverkleidung undichte, verzogene Holzfenster mit dünnem Einfachglas, das teilweise beschädigt war. Das östliche Seitendach des Kinosaal wurde isoliert und erhielt eine neue Holzverkleidung. Zudem wurden mehrere Lagen alter Bitumenschweißbahnen entfernt und die Ostseite des Saaldaches erhielt neue Bitumenschweißbahnen.
Dank der Installation der Klima- und Lüftungsanlage gibt es eine neue Luftführung in dem historischen Kinosaal, bei der die warme Luft vorne in den Saal eingeblasen und hinten über dem Balkon abgesaugt wird. „Die gleichmäßige Luftverteilung sorgt für ein besseres Raumklima“, versichert der Kinobetreiber. Zu diesem Zweck mussten insgesamt rund 70 Meter Rohre im Haus verlegt werden. Die Lüftungsrohre wurden auf dem Speicher über dem Kinosaal eingebaut und laufen hinter der Leinwand in den Keller zur Klimaanlage.
„Der Lufteinlass erfolgt durch ein Lochgitter über die gesamte Breite der Bühne.“ Für den Einbau der beiden Lufteinlässe mit Brandschutzklappen musste die Holzverkleidung unter der Bühne demontiert und wieder angebaut werden. Die Abluft wird über die thermisch isolierten Abluftrohre, die sich auf dem Dachboden über dem Kinosaal befinden, zur Wärmerückgewinnungsanlage geleitet. Die kleineren Abgänge dienen als Verbindung zu den Lüftungsgittern, die in der Decke über dem Balkon verbaut sind.
Die Klima- und Lüftungsanlage befindet sich im Keller der Saalbau-Lichtspiele. Bevor die RLT-Anlage dort eingebaut werden konnte, musste der teils brüchige Holzboden entfernt werden, dessen Dielen auf Sand verlegt waren. Die Erneuerung des Kellerbodens erforderte Erdarbeiten, um genügend Tiefe für die Dämmung und den Zementestrich zu erhalten. Zwischen der druckfesten Dämmung und dem Zementestrich wurde eine Folie auf einem Metallgitter verlegt, die den Fußbodenbelag gegen aufsteigende Feuchtigkeit schützt.
Eine weitere Maßnahme, die der Umbau erforderte, war die Installation von Stromleitungen. Vom Hausanschluss an der Straßenseite musste eine neue Stromleitung von insgesamt 85 Meter Länge durch das Haus und den großen Kinosaal in den hinteren Keller verlegt werden.
Die energetische Modernisierung der Saalbau-Lichtspiele ist mit mit 90.000 Euro vom Zukunftsprogramm Kino und 70.000 Euro der Kinoinvestitionsförderung von Hessen Film unterstützt worden. „Die Gesamtkosten des Projekts sind von den geplanten 200.000 Euro auf 234.000 Euro gestiegen und lagen damit 17 Prozent über dem Projektantrag“, erklärt Jörg Fritz. Die zusätzlich angefallenen Kosten trägt die Saalbau Betriebe GmbH & Co KG. Im nächsten Schritt erhält das Filmtheater, das in vierter Generation geführt wird, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Kinodach.
Die umgesetzten Maßnahmen schaffen eine Basis für die energetische Neuausrichtung des Saalbau-Kinos; weg von fossilen Brennstoffen hin zu Erneuerbaren Energien.Jörg Fritz, Inhaber der Saalbau-Lichtspiele in Heppenheim