Filmtheater am Dreiecksplatz in Kiel bewahrt klassische Kinosessel

Best Practice-Beipiel

Im Studio Filmtheater am Dreiecksplatz in Kiel ist das Kino 3 mit seinen bequemen Raumschiffsesseln und der gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre bei den Gästen äußerst begehrt. Für die beiden Kinobetreiber Matthias Ehr und Dennis T. Jahnke, die 2009 das Traditionshaus übernommen haben, war eine neue Bestuhlung im Fall von Kino 3 mit seinen 58 Sitzplätzen keine Option. „Unsere Zuschauer*innen haben sich gewünscht, diese alten Kinosessel zu behalten“, sagt der Kinobetreiber Matthias Ehr. „Diese Raumschiffsessel sind sehr raumgreifend. Mit einer anderen Bestuhlung hätten wir zwanzig Plätze mehr im Kino unterbringen können.“

 

Das Besondere an diesen Schweizer Modellen aus den 1960er Jahren ist ihre tiefe Sitzbauart mit dem Polster, das in einer Glasfaserschale liegt, und den Kopfstützen. „Da diese Stühle keinen Klappmechanismus haben, mussten wir nur schauen, ob die Glasfaserschale in Ordnung war und konnten dann eine Aufpolsterung vornehmen. Das ist teurer als neue Stühle zu kaufen.“ Dennoch sind die Kinostühle komplett aufgearbeitet und die Füße neu lackiert worden.

 

Die an der Rückseite der Stühle montierten Abstelltischchen wurden ebenfalls generalüberholt. „In der Ablage befanden sich Vertiefungen, um Gläser abzustellen. Die Vertiefungen waren für Bier- und Weingläser zu groß und für Flaschen zu klein, so dass die Getränke umgekippt sind.“ Zudem hatte sich Schmutz in den Vertiefungen angesammelt. „Wir haben die Abstellflächen gereinigt und neue Holzplatten anfertigen lassen, die darauf montiert wurden.“

Zu den Anforderungen bei der Auswahl des Materials für die Aufpolsterung gehörten eine robuste Oberflächenstruktur sowie lange Haltbarkeit. „Das Polster muss eine Nasswäsche mit kompletter Durchfeuchtung vertragen“, erklärt Mathias Ehr. „Wir müssen es mit Wasser und Seife reinigen können, wenn ein Soßenunglück passiert.“ Im alltäglichen Kinobetrieb kommt der Einsatz chemischer Reinigungsprodukte nicht in Frage. „Wir können nicht jedes Mal eine Reinigungsfirma beauftragen, wenn eine Käsesoße auskippt.“ Das betrifft genauso den Bodenbelag, der ebenfalls im Kino 3 ausgetauscht worden ist.

 

Im Zuge der Renovierung hat der Saal zudem eine neue Wandbespannung erhalten. „Da hier früher ein Raucherkino war, haben wir die Wandbespannung erneuert. Sowohl die Aufarbeitung der Kinosessel als auch den Austausch des Bodenbelags und der Wandbespannung hat eine kleine Firma in Heide übernommen, die ein Komplettprogramm anbietet. „Das hat den Vorteil, dass wir nicht die verschiedenen Gewerke suchen und miteinander koordinieren mussten“, betont der Kinobetreiber. Bei der Beauftragung verschiedener Firmen besteht immer die Gefahr, dass der Zeitplan aufgrund von Terminverschiebungen nicht eingehalten wird. „Da diese Firma sämtliche Sub-Gewerke koordiniert, ist uns diese Arbeitsorganisation abgenommen worden.“

Die komfortablen Sitze im Kino 3 mit extrem viel Beinfreiheit und großzügiger Getränkeablage begeistern die Gäste. „Es ist leider nicht immer möglich, das Alte zu bewahren“, erklärt Mathias Ehr mit Blick auf den alten 35mm-Projektor, der in der Kinobar steht. Anhand der Beschriftung können die Kinobesucher*innen sehen, wie lange er im Einsatz war. „Jeden Tag stehen Besucher*innen davor und staunen.“

 

Im Kino 1 und 2 musste die Bestuhlung durch eine neue ersetzt werden, da die Metallhaken aus den Sitzflächen der 30 Jahre alten Stühle ausgerissen waren.  „Wir haben uns die Metallstreben angeschaut, denn bei den Stühlen funktioniert der Klappmechanismus oft nicht mehr, weil die Metallfedern gebrochen sind.“ In solchen Fällen müssten die Stahlstangen ausgetauscht, der Federmechanismus überarbeitet und die Sessel aufgepolstert werden.

 

„Bei Kinostühlen findet keine Entsorgung statt“, unterstreicht der Kinobetreiber. „Wir haben eine Kleinanzeige aufgegeben, dass wir die alten Kinositze aus den Kinos 1 und 2 versteigern.“ Die Stühle sind ihnen förmlich aus den Händen gerissen worden, da viele Kinofans sich die alten Stühle in ihr Heimkino einbauen oder ins Wohnzimmer stellen. „Wir haben die Stühle innerhalb eines halben Tages verkauft“. Der Erlös aus dem Verkauf der Kinostühle, die zum Preis von unter 100 Euro abgegeben wurden, hat das Studio Filmtheater am Dreiecksplatz an ein Hospiz gespendet.