Kulturfabrik Meda setzt auf effiziente Flächenheizung mit Lehmputz
Best Practice-Beispiel
In der Kulturfabrik Meda in der sächsischen Gemeinde Mittelherwigsdorf, die sich in einer ehemaligen Nudelfabrik aus der Gründerzeit befindet, veranstalten Thomas Pilz und Veronika Kirchmaier mit ihrem Kulturverein Film- und Theatervorführungen, Workshops, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Bei der Sanierung dieses über hundert Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäudes haben sie auf ökologische Lösungen gesetzt. Die Beheizung des Veranstaltungsraums, in dem am Wochenende aktuelle Kinofilme gezeigt werden, erfolgt mit einer Flächenheizung.
„Eine Flächenheizung basiert auf dem gleichen Prinzip wie eine Fußbodenheizung“, erläutert Thomas Pilz, „die an die Wände angelegt und mit Lehm verputzt worden ist.“ Die direkt erwärmten Wandflächen bewirken eine Erwärmung des Raumes mit einem relativ hohen Strahlungsanteil. „Durch die Strahlungswärme von den Wänden entsteht ein Wärmewohlbefinden, so dass wir in den Innenräumen ein, zwei Grad niedrigere Heiztemperaturen als mit herkömmlichen Heizkörpern benötigen.“ Bei diesem Heizsystem verlaufen die Rohrleitungen dicht unter der Wandoberfläche und werden auf der Rohbauwand bzw. der Dämmschicht eingeputzt.
Für die dicke Putzschicht ist Lehm verwendet worden, der die Eigenschaft besitzt, Wärme zu speichern und diese wieder an den Raum abzugeben. Als diffusionsoffener Baustoff ist Lehm in der Lage, die Luftfeuchtigkeit der Raumluft aufzunehmen und nach außen zu transportieren, wodurch sich das Schimmelrisiko vermindert. Lehm hat sich als einer der ältesten Baustoffe der Menschheitsgeschichte bewährt, ist aber im Zuge der Kunststoffindustrialisierung im Baugewerbe weitestgehend in Vergessenheit geraten. Die Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Allergien hat dazu geführt, dass dieser gesundheitlich unbedenkliche Baustoff beim modernen ökologischen Bauen wieder eingesetzt wird.
Für Lehmbaustoffe, die je nach Standort aus Ton, feinem Sand, Kies oder Steinen bestehen, gibt es keine festgesetzte Norm. Dieser natürliche Baustoff entsteht durch Verwitterung oder Ablagerungen an Hängen oder Flüssen. Lehmputze, die zum Verputzen von Innenwänden genutzt werden, trocknen ohne Lösungsmittel und binden Geruchs- und Schadstoffe.
Lehm besitzt eine hervorragende Ökobilanz: Er ist regional verfügbar, benötigt wenig Energie zur Herstellung, ist wiederverwendbar, besitzt eine sehr lange Lebensdauer und muss nicht als Sondermüll entsorgt werden.
Die nachhaltige Renovierung der Kulturfabrik Meda sorgt dort für ein angenehmes Raumklima. Geheizt wird mit Holz. „Unsere Pellets beziehen wir von zertifizierten Händlern in unserer Region“, sagt Thomas Pilz. Aus erneuerbaren Energiequellen stammt auch der Strom, der mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert und zum Teil ins Netz eingespeist wird. „Wir produzieren mehr Strom als wir verbrauchen.“
Dieses nachhaltige Gesamtkonzept ist von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) mit dem erstmals vergebenen Sonderpreis für ökologische Nachhaltigkeit gewürdigt worden. Bei der Verleihung der Kinoprogrammpreise in Leipzig hat der MDM-Geschäftsführer Claas Danielsen dem Team der Kulturfabrik Meda die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung überreicht.