Luna Filmtheater in Ludwigslust setzt auf ultraleichte PV-Module

Best Practice-Beispiel

Der Einsatz von ultraleichten Photovoltaik-Modulen aus glasfaserverstärktem Kunststoff ermöglicht es den Kinobetreiber*innen Christian Quis und Bettina Westermann, eigenen Solarstrom auf dem Dach des Luna Filmtheaters in Ludwigslust  zu produzieren. Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Kinodach des 1912 erbauten Filmtheaters drohte zunächst an der Statik des Gebäudes zu scheitern.

 

Ein einzelnes Photovoltaik-Modul wiegt je nach Art und Größe zwischen 16 und 37 Kilogramm. Glas-Glas-Module bringen beispielsweise zehn bis zwanzig Prozent mehr auf die Waage als Glas-Folien-Module. Im Schnitt wird für Photovoltaik-Module pro Quadratmeter ein Gewicht von rund elf Kilogramm veranschlagt, zu dem noch die potenzielle Schneelast hinzu zu rechnen ist. „In unserem Fall durfte das Dach mit keinem zusätzlichen Gramm belastet werden“, erklärt Christian Quis.

 

Das historische Kinogebäude befindet sich im Besitz der Stadt, an die sich der Kinobetreiber mit diesem Anliegen wandte. „Wir wollten nicht aufgeben“, betont Christian Quis, der bei dem Unternehmen DAS Energy in Österreich schließlich auf eine passende Lösung stieß. Das Green-Tech-Unternehmen ist aus dem Flugzeughersteller Diamond Aircraft hervorgegangen, der ultraleichte und stabile Materialien für die Anforderungen in der Luftfahrt entwickelt hat. Die jahrelange Forschung bildete die Basis für eine neue Leichtbau-Photovoltaik-Technologie, bei der ein glasfaserverstärkter Kunststoff mit einem chemisch bearbeiteten Glasfasergewebe kombiniert wird.

 

Die dünnen, flexiblen Photovoltaik-Module wiegen mit 3,3 kg/qm weniger als ein Drittel wie übliche Glas-Panele. „Die Folie ist halbstabil und auch für Dachwölbungen einsetzbar“, erläutert Christian Quis. „Unser Dachdeckermeister, der zugleich Gebäudeenergieberater ist, war begeistert, die Photovoltaik-Folie installieren zu können.“

 

Zu diesem Zweck wurde die Dachhaut auf dem Luna Filmtheater entfernt. Die neu verlegten Dachbahnen bestehen aus flexiblen Polyolefinen (FPO) mit auflaminierten PV-Modulen. Dank der im Produktionsprozess verwendeten Heißluftschweißtechnik sind die Nähte stabil, luft- und wasserdicht. Da sie ohne Glas und einen Rahmen auskommen, sind sie für extreme Wetterbedingungen geeignet.

 

Die PV-Module besitzen einen Wirkungsgrad von 22 Prozent und sind jeweils mit 72 monokristallinen Siliziumzellen und einer Leistung von 340 Wattpeak (Wp) ausgestattet. „Mit den vierzig PV-Modulen auf unserem Dach verfügen wir über eine installierte Leistung von 13,96 kWp“, sagt der Kinobetreiber. „Wir können damit ein Drittel unseres Strombedarfs decken.“ Zur zeitversetzten Nutzung des selbst erzeugten Solarstroms dient ein Batteriespeicher, der über ein Kapazität von 19,5 kWh verfügt.

 

 

Dank der im November 2021 installierten Solar-Anlage belief sich der Autarkie-Grad im Jahr 2022 auf 33 Prozent. „Unsere Grundlast für den Strom für die Heizung, Gefriertruhe und die Notbeleuchtung liegt bei 2.000 Watt. Bei Volllast verbrauchen wir 10.000 Watt“ sagt Christian Quis. Den Löwenanteil verschlingt die Lüftungsanlage, die über eine Wärmerückgewinnung und CO2-Fühler verfügt. „Wir stellen die automatische Steuerung aus, da sie nie unter 33 Prozent läuft.“ Stattdessen wird für die Lüftung jeweils ein Prozent pro Person angesetzt. Da die frische Luft von unten in den Saal geblasen und oben abgesaugt wird, entsteht durch den Luftstrom eine gefühlte Kälte. Aus diesem Grunde stellt er die Vorlauftemperatur der Lüftung stets zwei, drei Grad höher ein.

 

Ich wünsche mir eine Energieberatung, bei der alles im Haus durchgemessen wird. Christian Quis, Kinobetreiber, Luna Filmtheater in Ludwigslust

Die Strompreisbremse zur Entlastung der Kultur- und Kreativwirtschaft hat im Luna Filmheater nicht gegriffen, da das Basisjahr in der Corona-Zeit angesetzt worden ist. Um künftig mehr eigenen Strom erzeugen zu können, strebt Christian Quis im nächsten Schritt eine Erweiterung der Solar-Anlage auf dem Haupthaus des Filmtheaters an.

 

Die Installation einer Photovoltaik-Anlage betrachtet der Kinobetreiber als eine wichtige Investition in die Zukunft, um das preisgekrönte Filmtheater nachhaltig aufzustellen. Finanziert worden ist die Maßnahme mit einer Förderung in Höhe von achtzig Prozent über das Zukunftsprogramm Kino. Einen weiteren Zuschuss in Höhe von zwanzig Prozent hat das Land Mecklenburg-Vorpommern im Zuge der Neuaufstellung der regionalen Filmförderung gewährt.