Casablanca Filmtheater senkt Heizkosten mit Inverter-Wärmepumpe

Best Practice-Beispiel

Gasheizungen sind ein Auslaufmodell. Im Casablanca Filmkunsttheater in Nürnberg bedeutet dies, dass die knapp 15 Jahre alte Gas-Zentralheizung mit Brennwert-Kessel nicht mehr durch eine neue Gas-Heizung ersetzt wird. Die Energiewende im Kino muss allerdings auch bezahlbar sein. Der Theaterleiter Matthias Damm erarbeitet zusammen mit Expert*innen an Dekarbonisierungs-Strategien, um eine alternative Beheizung per Wärmepumpe umzusetzen. „In einem so verschachtelten Gebäude wie dem Casablanca mit viel alter Technik ist es nicht leicht, eine Lösung von der Stange einzusetzen“, erklärt Matthias Damm. „Aber wir sind ganz gut darin, zusammen mit den Firmen, die uns seit Jahren betreuen, stets passende individuelle Lösungen zu finden“.

 

Die jüngste Optimierung ist im Kino-Büro erfolgt, das bislang als einziger Raum schon vormittags beheizt werden musste. Da sich Zentralheizung und Büro an den am weitesten auseinander liegenden Stellen im Gebäude befinden, lief der große Heizkessel bereits morgens, damit die Mitarbeitenden einen warmen Arbeitsplatz vorfinden, wenn das Kino am Nachmittag öffnet. Um die tägliche Laufzeit der Heizungsanlage zu reduzieren, ist im Büro eine Inverter-Klimaanlage eingebaut worden, die mit Ökostrom betrieben wird und den Raum mit minimalem Energieaufwand aufheizt.

 

Ein Inverter-Klimagerät ist eine spezielle Klimaanlage, bei der die ausgegebene Leistung an den benötigten Bedarf angepasst wird. Die Regelung und Überwachung der gewünschten Temperatur erfolgt über den Inverter. Kurz bevor die Wunschtemperatur erreicht ist, wird die Drehgeschwindigkeit des Kompressors gedrosselt und die Drehzahl angepasst, um eine konstante Temperatur im Raum zu halten. Da kein ständiges Ein- und Ausschalten des Kompressors erfolgt, arbeitet der Motor effizienter, was Stromkosten spart und die Lebensdauer des Geräts verlängert.

Durch die Inverter-Wärmepumpe, die mit Außenluft heizt oder kühlt, ist die tägliche Laufzeit der Heizungsanlage im Casablanca um sechs bis acht Stunden reduziert worden. „Ich bin gespannt, wie sich das auf unseren gesamten Strom- und Gasverbrauch auswirken wird“, sagt Matthias Damm. „Die Expertin hat uns versichert, dass sich diese Investition auf jeden Fall auszahlt.“ Dank der Wärmepumpentechnik kann das Büro auch im Sommer angenehm klimatisiert werden.

 

Bereits in den letzten Jahren ist der Energieverbrauch des Gebäudes drastisch gesenkt worden. Der Gasverbrauch hat sich trotz einer deutlich erhöhten Anzahl der Besucher*innen und Vorstellungen nahezu halbiert, während der Stromverbrauch trotz neuer Verbraucher zur kompletten Klimatisierung des Gebäudes konstant geblieben ist. Der wichtigste Schritt war die Modernisierung der RLT-Anlagen mit Wärmerückgewinnung. Um die warme Abluft der Projektoren der Wärmerückgewinnung zuzuführen, war ein erheblicher Mehraufwand erforderlich.

„Aus der Lüftungs- ist eine zusätzliche Heizanlage geworden“, unterstreicht der Theaterleiter. Über große Wärmetauscher können die Lüftungsanlagen der warmen Abluft fast die gesamte Abwärme entziehen und zur Anwärmung der Zuluft nutzen. Dabei wird immer mit 100 Prozent Frischluft gelüftet und der Zuluft keine Abluft beigemischt. „Über CO2-Sensoren in der Abluft werden die Lüftungsmotoren so gesteuert, dass sie immer nur mit der gerade notwendigen Leistung laufen.“

 

Per Funk ansteuerbare Ventile und Temperaturfühler in allen Räumen ermöglichen eine optimierte Steuerung der Heiz- und Lüftungskurven sowie eine detaillierte Nachverfolgung aller Messwerte. Während die Heizung in der Vergangenheit am gesamten Abend laufen musste, um die Säle warm zu halten, reicht die Abwärme der anwesenden Personen und der Projektoren bereits bei mäßig gut besuchten Vorstellungen aus. Um sicherzustellen, dass das Publikum immer angenehme Bedingungen vorfindet, aber nie mehr als notwendig geheizt oder gekühlt wird, haben Matthias Damm sowie sein Vorführ-Team per Rechner und Handy stets Zugriff auf sämtliche Messwerte.

In den ersten Monaten haben wir viel Zeit investiert, um alle Werte zu beobachten und alle Heizkurven und Schaltzeitpunkte immer weiter zu optimieren. Matthias Damm, Theaterleiter, Casablance Filmkunsttheater in Nürnberg

Besonders anspruchsvoll ist es, beim Kühlen die perfekte Balance zu finden. Die im Sommer üblichen Temperaturen haben es erfordert, auch in den Kinosälen Klimageräte zu installieren. „In unseren Programmheften sprechen wir von ‚mild klimatisierten‘ Kinosälen, sagt Matthias Damm. Es sei nicht ganz einfach die Gäste, die gerne im kühlen Kino sitzen mit den Kinobesucher*innen unter einen Hut zu bringen, die panische Angst vor Klimaanlagen haben. „Inzwischen gelingt uns das ganz gut.“

 

Anders als beim Heizen ist dabei eine individuelle Regelung erforderlich, da das gefühlte Raumklima nicht nur von der Temperatur, sondern auch von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Gekühlt wird maximal auf sechs bis sieben Grad unter der Außentemperatur. Das Vorführteam wurde geschult, die Klimageräte je nach Wetter und Auslastung der Säle so einzustellen, dass die Kinobesucher*innen weder schwitzen noch über kalte Luftströme klagen. Sofern bei einer Schulvorstellung am Vormittag an einer Stelle punktuell Wärme benötigt wird, dienen die Klimageräte auch als zusätzliche Wärmequelle.

 

Im nächsten Schritt wird im Casablanca Filmtheater eine Photovoltaik-Anlage mit Speicher installiert. Langfristig ist eine komplette Umstellung der Wärmeerzeugung auf Wärmepumpen geplant. „Wir beobachten gespannt die Weiterentwicklung der Technik“, sagt Matthias Damm. „Ich kann es kaum erwarten, dass der Herd in unserem Restaurant in einigen Jahren der letzte verbliebene Gas-Verbraucher im Haus sein wird.“