Das Hamburger Programmkino B-Movie heizt mit Abwärme
Best Practice-Beispiel
Das Hamburger Programmkino B-Movie setzt die Abwärme seines Digitalprojektors ein, um den Keller unter dem Kinosaal zu beheizen. Die Abwärme wird über ein Stahlrohr direkt in den Archivraum eingeblasen, in dem Filmkopien und Akten lagern. Durch die Abwärmenutzung im Kellerraum wird der Wärmebedarf des darüber befindlichen Kinosaals entsprechend gesenkt.
„Jeder Filmvorführer kennt bestens die Hitzeentwicklung im Vorführraum“, sagt Philipp Großmann, der zu den ehrenamtlichen Betreibern des B-Movie gehört, das 1987 als gemeinnützige Kulturinitiative gegründet worden ist. Je nach dem Filmprogramm, das in dem Programmkino auf St. Pauli gespielt wird, läuft der Christie Projektor Solaria One 2215 dort zwischen vier und acht Stunden täglich. Neben der digitalen Projektion verfügt das B-Movie über analoge Filmprojektoren, mit denen Filme in 35 mm-, 16 mm und Super 8-Format vorgeführt werden.
Potenziell ungenutzte Abwärme findet sich in Kinobetrieben in unterschiedlichen Bereichen. Mögliche Quellen für Abwärme sind Abluft aus Projektionsanlagen, raumlufttechnische Anlagen (RLT) sowie EDV-Anlagen. Die innerbetriebliche Nutzung von Abwärme ist mit einem geringem Aufwand und niedrigen Investitionen verbunden. Um die Abwärme effizient nutzen zu können, werden zunächst die vorhandenen Wärmequellen und -senken ermittelt und das Temperaturniveau, die Wärmemenge, das Transportmedium sowie die zeitliche Verfügbarkeit und der zeitliche Bedarf geprüft.
In welcher Weise die überschüssige Wärmeenergie genutzt werden kann, hängt von der vorherrschenden Temperatur der Abwärmequelle ab. Dabei wird eine vollständige Ausnutzung des Temperaturniveaus durch die Wärmesenke angestrebt. In Deutschland entfielen im Jahr 2022 rund 13 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs auf den Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD), wobei der größte Anteil davon zur Erzeugung von Wärme genutzt wird. Eine erhebliche Menge der erzeugten Wärme geht als ungenutzte Abwärme verloren.
Der offensichtlichste Weg ist Abwärme als Wärme wiedereinzusetzen und dadurch an anderer Stelle Energiekosten bei der Wärmeerzeugung einzusparen. Die Nutzung zur Beheizung von Räumen ist fast universell möglich und amortisiert sich oftmals schon nach kurzer Zeit. Die im B-Movie erfolgte Investition zur Nutzung der Raumwärme belief sich auf eine Summe, die im oberen dreistelligen Bereich anzusiedeln ist.
Durch die Erwärmung des etwa 92 Kubikmeter großen Kellerraums sinkt der Heizbedarf des rund 100 qm großen Kinosaals mit insgesamt 62 Sitzplätzen. Als weitere Maßnahme zur Reduzierung der Heizkosten dient das über dem Kino befindliche Gründach, das zu einer Verbesserung der energetischen Leistung des Gebäudes beiträgt. Die Vegetation reguliert die Temperatur des Gebäudes mit, was zu niedrigeren Energiekosten führt. Im Winter geht bis zu zehn Prozent weniger Energie über das Dach verloren.
Im Sommer schirmt das begrünte Dach die Hitze ab, so dass Kosten für die Klimatisierung gespart werden. Zudem erhöht das Gründach die Lebensdauer der Dachabdichtung. Während extreme Umwelteinflüsse wie Starkregen, UV-Strahlen, starke Temperaturschwankungen und Verschmutzungen das Abdichtungsmaterial schnell altern lassen, fungiert die Vegetations- und Substratschicht auf begrünten Dächern als ein nachhaltiger Schutz der darunter liegenden Dachabdichtung.