Gründächer erleichtern die Anpassung an den Klimawandel

Aufgrund zunehmender Starkregenereignisse und anhaltender Hitzeperioden sind Schutzmaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gefragt. In vielen Städten erweisen sich größere Mengen Niederschlagswasser aufgrund der Flächenversiegelung als problematisch. In Deutschland wird täglich eine Fläche von mehr als 80 Hektar mit Gebäuden und Verkehrswegen bebaut. Bereits rund ein Achtel der gesamten Fläche in Deutschlands ist bebaut und die Hälfte davon versiegelt, womit entsprechende Anforderungen an die Regenentwässerung verbunden sind.

 

Um mehr Niederschlagswasser aufzufangen und die Städte zu renaturieren, werden Dach- und Fassadenbegrünungen gefördert. Ein begrüntes Dach kann je nach Schichtaufbau und Begrünungsart zwischen 40 bis 99 % des jährlichen Niederschlags zurückhalten. In vielen Städten und Kommunen werden begrünte Dachflächen als Entsiegelungsmaßnahmen anerkannt und mit geringeren Niederschlagswassergebühren belegt. Da ein großer Teil des Wassers auf dem Gründach verdunstet, sorgt es für Luftbefeuchtung, bindet Feinstaub und kann die Umgebungstemperatur um ein bis drei Grad Celsius herunter kühlen. Neben einer Milderung der Auswirkungen von Extremwetterereignissen und der Verbesserung der Luftqualität fördern Gründächer durch die Schaffung neuer Lebensräume für Insekten, Vögel und Pflanzen die Artenvielfalt.

 

Ein Gründach verbessert zudem die energetische Leistung des Gebäudes. Die Vegetation trägt zur Regulierung der Gebäudetemperatur bei, was sich in Form niedrigerer Betriebskosten auszahlt. Während im Winter bis zu zehn Prozent weniger Energie über das Dach verlorengeht, schirmt das begrünte Dach das Gebäude im Sommer vor Hitze ab und spart Kosten für die Klimatisierung. In der Kombination mit Photovoltaik-Anlagen wird durch die Senkung der Umgebungstemperatur der Wirkungsgrad der Solarzellen erhöht.

 

Gründächer können nicht nur auf Neubauten, sondern auch auf Bestandsgebäuden aufgebracht werden. Allerdings muss die Statik des Gebäudes geprüft werden, ob die zusätzliche Gewichtsbelastung durch die Grünschicht tragbar ist. Je nach Bepflanzung kann durch ein Gründach ein Zusatzgewicht von 25 bis zu 165 Kilogramm pro Quadratmeter entstehen. Eine extensive Dachbegrünung mit einer Bepflanzung mit Gräsern, Kräutern und niedrigen Sträuchern erfordert eine Aufbauhöhe von sechs bis fünfzehn Zentimetern. Bei einer intensiven Begrünung sind die Substrat- oder Vegetationsschichten 25 bis 35 Zentimeter hoch, was sich entsprechend auf die Gewichtsbelastung auswirkt.

Eine Dachbegrünung besteht aus mehreren Schichten. Die Wurzelschutzfolie, die das Eindringen von Wurzeln in die Dachabdichtungen verhindert, wird mit einem zusätzlichen Schutzvlies vor Beschädigungen geschützt. Als Wasserspeicher für die Pflanzen fungiert eine Festkörperdrainage, die zugleich einer Staunässe der Pflanzen vorbeugt. Durch ein Filterflies wird sichergestellt, dass keine Feinanteile aus dem Substrat in die Drainageschicht ausgewaschen werden. Als Vegetationsschicht der Grünpflanzen auf dem Dach dient ein spezielles Substrat, in das Saatgut ausgesät und Stauden gepflanzt werden können.

Gründächer sorgen dank der Verdunstungskühlung an Hitzetagen für eine Reduzierung der Umgebungstemperatur.

Die Erwärmung des Mauerwerks durch die Sonneneinstrahlung kann zum großen Teil durch die Verdunstung des aufgenommenen Regenwassers kompensiert werden. Ein wesentlicher Faktor für die Erwärmung des Erdbodens ist neben der Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität das Reflexionsvermögen des Untergrunds. Eine weiße Mauer besitzt einen Reflexionsanteil von 65 bis 80 Prozent, hingegen der Reflexionsgrad von grünem Gras mit 26 Prozent erheblich geringer ist. Je nach der Beschaffenheit der jeweiligen Oberfläche können die Temperaturunterschiede bei gleichen Einstrahlungsbedingungen erheblich differieren.

 

Während Asphalt sich am Tage auf über 55 Grad Celsuis erhitzen kann, bleibt eine besonnte Rasenfläche mit 36 Grad Celsius verhältnismäßig kühl. Zudem sinkt die Rasentemperatur bereits vor dem Sonneuntergang unter die Lufttemperatur ab und erzeugt bodennah Kaltluft. Oberflächentemperaturen werden nicht nur durch Strahlungseinflüsse bestimmt, sondern sind das Ergebnis des Zusammenspiels verschiedener Energieumsätze durch Strahlung, Verdunstung und Kondensation von Wasser, anthropogener Einflüsse wie Verbrennungsprozesse sowie der Energieumsätze im Boden.

 

Fördermaßnahmen für Dachbegrünungen

Um die Lebensqualität in der Hauptstadt durch begrünte Dächer zu steigern, hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in Berlin das Förderprogramm GründachPlus aufgelegt, das die Dachbegrünung von Wohn-, Büro- und Gewerbegebäuden sowie Garagendächern in bestimmten Stadtgebieten von Berlin mit mehr als 100 Quadratmetern Vegetationsfläche unterstützt. Die Förderung von Dachbegrünungen für Berliner Bestandsgebäude beinhaltet bis zu 50 Prozent der Planungs- und Beratungskosten in Höhe bis zu 10.000 Euro je Gebäude sowie 75 Prozent  der Material- und Ausführungskosten bzw. maximal 60.000 EUR pro Gebäude.

 

Ein Green Roof Lab kann als besonders innovatives und vorbildliches Dachbegrünungsvorhaben sogar eine hundertprozentige Unterstützung von der IBB Business Team GmbH erhalten. Auch in Städten wie Hamburg, Leipzig oder Düsseldorf gibt es Förderprogramme zur Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünung. Darüber hinaus gewährt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Zuschüsse und zinsgünstige Kredite für eine energetische Verbesserung der Bausubstanz wie beispielsweise eine Dachdämmung.