Heiz- und Lüftungsempfehlungen zur Prävention gegen Schimmel

In Anbetracht der Energiekrise empfiehlt das Umweltbundesamt (UBA), die Heiztemperatur in Büros und Betrieben zu verringern. Denn die beste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird. Bereits bei Absenkung der Heiztemperatur um ein Grad kann den Energieverbrauch um bis zu sechs Prozent reduzieren. Allerdings darf die Raumtemperatur nicht zu niedrig eingestellt werden, weil sonst die Bildung von Schimmelpilzen droht.

 

„Diese Temperatur ist ein Richtwert“, erklärt der Dipl.-Physiker Thomas Wollstein, VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (VDI-GBG). „Der genaue Wert davon ab, wieviel Feuchte in den Raum eingebracht wird. Die Auskondensation von Feuchte passiert an der kältesten Stelle im Raum, also typischerweise an Außenwänden. Die Gefahr nimmt ebenfalls zu, wenn kalte Stellen nicht gut durchlüftet sind. Feuchte wird umso bereitwilliger auskondensieren, je mehr in den Raum eingetragen wird.“

 

Insbesondere in älteren Gebäuden entsteht Schimmelpilz in kritischen Bereichen wie Außenecken, Außenwänden oder Fensterlaibungen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, die Temperatur nicht unter 15 Grad abzusenken. In älteren Gebäuden mit schlecht gedämmten Außenwänden besteht bei gleicher Innenraumtemperatur ein höheres Risiko für Kondenswasserbildung an kalten Flächen als in modernen, energieeffizienten Gebäuden, die dem Standard der 2002 in Kraft getretenen Energieeinparverordnung (EnEV) entsprechen. Aber auch Gebäude mit EnEV-Standard sind nicht frei von Schimmelbefall, wenn nicht ausreichend geheizt und gelüftet wird.

 

In Büros sollte deshalb alle zwei bis drei Stunden für drei bis fünf Minuten das Fenster geöffnet werden. Die Innentüren zu kühleren Räumen sollten geschlossen bleiben. Sofern Flure und Korridore in Bürogebäuden nicht beheizt werden, müssen die Räume zu den beheizten Büros geschlossen bleiben, da sonst die Gefahr besteht, das die wärmere, mit Feuchte beladene Luft aus den Büros in die kühleren Flure strömt und diese zum Feuchte-Abscheider für die beheizten Räume werden. Um das zu verhindern sollten auch Flure regelmäßig belüftet werden.

Das Netzwerk Schimmelberatung HH hat Empfehlungen zusammengestellt, wie sich Schimmelpilzbildung vermeiden lässt. So ist es besser, die Temperaturen in allen Räumen auf 19 Grad Celsius einzustellen, als einzelne Räume auf 21 Grad Celsius zu heizen und andere Räume gar nicht zu beheizen.

 

Beim Lüften empfiehlt sich, Fenster und Innentüren aller Räume weit zu öffnen, damit die verbrauchte, feuchte Raumluft schnell nach draußen abziehen kann. Am wirkungsvollsten erweist sich das Querlüften durch das Öffnen gegenüberliegender Fenster, wenn es draußen trocken ist. „Dabei geht kaum Energie verloren, denn die in den Wänden gespeicherte Wärme bleibt erhalten“, erklärt Dipl.-Ing. Andreas Kirchner, VDI-Arbeitskreis Umweltschutztechnik & Netzwerk Schimmelberatung HH.

 

Die Raumluftfeuchte kann mit einem Thermohygrometer ermittelt werden. Je kälter die Außenluft ist, desto niedriger sollte die Raumluftfeuchtigkeit sein. In älteren, ungedämmten Gebäuden sollte die Raumluftfeuchtigkeit bei Außentemperaturen unter fünf Grad Celsius weniger als 50 Prozent betragen, um eine Schimmelpilzbildung zu vermeiden. „Bei einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchte von 50 Prozent gibt der Mensch über die Atmung zirka 11,1 Gramm Wasserdampf pro Stunde ab“, erläutert der Dipl-Physiker Thomas Wollstein.


Feuchtigkeit alleine reicht nicht für die Schimmelbildung aus, denn diese erfolgt nur auf einem dafür geeigneten Nährboden. Schimmel entsteht über längere Zeit per Tröpfchen-Kondensat auf organischem Material einer Oberfläche.

Auf glatten Oberflächen kann auch die Anlagerung von Staub zur Bildung von nebelfeuchten Oberflächen führen. Die Raumluft wird durch verschieden warme Wandbereiche bis in die entferntesten kalten Ecken transportiert und fällt dort nach unten. Durch die Abkühlung stößt sie ihre überschüssige Feuchte an die kältesten Oberflächen ab.
 Sofern diese Oberfläche aufgrund mangelnder Beheizung oder Lüftung über einen längeren Zeitraum nicht mehr abtrocknen kann, bildet sich Schimmel.