Nachhaltigkeit wird Thema bei Kreditverhandlungen

Der Erdüberlastungstag fällt im Jahr 2024 auf den 1. August. Mit diesem Tag berechnet das Global Footprint Network den Zeitpunkt im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. In diese Berechnung fließt zum einen die biologische Kapazität der Erde ein, die zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Abfall und Emissionen benötigt werden. Zum anderen wird der Bedarf natürlicher Ressourcen wie Wälder, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründe ermittelt, welche die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise nutzen. Um diesen Ressourcenbedarf nachhaltig decken zu können, müsste die Weltbevölkerung rund 1,7 Erden zur Verfügung haben.

 

Ein nachhaltiger Umgang mit Energie und Ressourcen wird auch im Bankensektor immer mehr ein Thema. Ein aktueller Indikator dafür ist die KfW Research – Unternehmensbefragung 2024, mit der die KfW Bankengruppe gemeinsam mit siebzehn Spitzen-, Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft eine breit gefächerte Befragung von Unternehmen aller Größenklassen, Wirtschaftszweige, Rechtsformen und Regionen vornimmt. Die im Zeitraum zwischen Anfang März und Ende April 2024 erfolgte Befragung ergab, dass immer mehr Unternehmen im Rahmen von Kreditverhandlungen auf das Thema Nachhaltigkeit angesprochen werden.

 

Bei mehr als jedem vierten Unternehmen (27 %) spielten Nachhaltigkeitsaspekte bei Kreditverhandlungen eine Rolle. Mehr als die Hälfte (56 %) der Unternehmen wurden nach spezifischen Nachhaltigkeitsinformationen oder -indikatoren wie Daten zu Treibhausgasemissionen (40 %) und dem Energie- und Stromverbrauch (38 %) befragt. Auch Verbrauchsdaten zu Wasser, (18 %), Material (16 %) und Gas (7 %) wurden abgefragt.

Bei mehr als jeder vierten Kreditverhandlung waren die Unternehmen gefordert, ein ESG-Rating oder eine Zertifizierung vorzulegen, was überwiegend größere Unternehmen mit mehr als 2,5 Mio. Euro Umsatz betraf. Jedes zehnte Unternehmen wurde nach einer Nachhaltigkeitsstrategie gefragt. Hintergrund dieser Entwicklung ist die fortschreitende Implementierung von regulatorische Neuerungen, die Finanzinstitute zu einer umfangreicheren Offenlegung von Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Geschäftstätigkeit verpflichten.

 

Zudem wird auch von den Banken eine stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Geschäftsaktivitäten eingefordert. Die regulatorischen Vorgaben für Finanzinstitute, die aus der MaRisk-Novelle (Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Banken) resultieren, beziehen sich auf das gesamte Geschäft der Kreditvergabe. Die Erfüllung dieser regulatorischen Vorgaben geht mit einem erhöhten Bedarf der Banken und Sparkassen an Nachhaltigkeitsinformationen ihrer Kund*innen einher und ist nicht auf einzelne Kreditprodukte beschränkt.

 

Anhand der Befragungsergebnisse wird deutlich, dass dies in der Praxis bei Kreditverhandlungen bereits umgesetzt wird. Kennzahlen zur Nachhaltigkeit werden künftig eine wichtige Grundlage für Finanzierungsentscheidungen bilden. Unternehmen sind deshalb gefordert, sich stärker mit ihrem Nachhaltigkeitsprofil auseinanderzusetzen und entsprechende Informationen und Daten strukturiert zu erfassen. Der Befragung zufolge ist derzeit nur jedes dritte Unternehmen  darauf vorbereitet, seine Nachhaltigkeitskennzahlen offenzulegen. Vor allem bei größeren Unternehmen klaffen große Lücken zwischen der erwarteten Relevanz des Themas und dem Vorbereitungsstand.