Preistransparenz-Plattform für Fernwärme

Fernwärme ist nicht gleich Fernwärme. Fernwärmenetze können grundsätzlich aus unterschiedlichen Wärmequellen gespeist werden wie Kohle, Gas, thermischer Abfallbehandlung oder Biogas. Weitere Wärmequellen stellen Solarthermie, Geothermie, Großwärmepumpen, Abwärme von Industriebetrieben oder Power-to-Heat-Anlagen dar. Die Art der Wärmeerzeugung ist maßgeblich für die Preisbildung. Im Jahr 2021 lag der Anteil Erneuerbarer Energien im Fernwärmenetz in Deutschland bei 22 Prozent. Bis 2045 müssen Wärmenetze klimaneutral sein und dürfen nur noch mit klimaneutralen Energieträgern gespeist werden. Insofern stellt Fernwärme eine Option dar, um bis 2045 klimaneutral zu heizen.

 

Allerdings klagen Verbraucherverbände über intransparente Preise. Abhilfe schaffen soll eine neue Preistransparenzplattform, die Aufschluss über die lokal unterschiedlichen Preise für Fernwärme gibt. Im Gegensatz zu Gas oder Strom wird Fernwärme weder national noch europäisch gehandelt oder bundesweit transportiert. In der Regel wird Fernwärme vor Ort erzeugt und verbraucht. Aus diesem Grunde sind die preisbestimmenden Faktoren in erster Linie von den lokalen Gegebenheiten abhängig.

 

Die Preise für Fernwärme werden maßgeblich durch die Wärmequellen, die Kundenstruktur und die Netzgröße geprägt. Dadurch können sich die Preise von Ort zu Ort erheblich unterscheiden. Während für eine Kilowattstunde Wärme für Industriekunden im bayerischen Aichbach der Bruttopreis von 10,48 Cent (Stand: April 2024) erhoben wird, beträgt der Bruttopreis für kleine Industriebetriebe im hessischen Baunatal 23,21 Cent (Stand: April 2024) pro Kilowattstunde Wärme. In Aichbach kommt die Fernwärme aus einem EMAS-zertifizierten Biomasse-Heizkraftwerk, während in Baunatal Erdgas als ausschließlicher Energieträger in das Wärmenetz gespeist wird.

Die Versorger können ihre Preise nicht beliebig festlegen, sondern sind gesetzlich an eine angemessene Preissetzung gebunden. Zudem unterliegen sie der Aufsicht der Bundes- und Landeskartellbehörden. Welche Art von Wärme vor Ort erzeugt werden kann, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten ab. So ist es nicht in allen Regionen in Deutschland möglich, Wärme aus Tiefengeothermie zu gewinnen und längst nicht jede Gemeinde verfügt über einen Fluss, um mittels Großwärmepumpen Wärme aus dem Flusswasser zu gewinnen. Durch die unterschiedlichen Verhältnisse differieren entsprechend die Kosten für die Bereitstellung der Wärme.

 

Ein weiterer Faktor stellen Kosten für den Bau, die Instandhaltung und den Betrieb der Netze dar. Die Wärme muss über die Leitungen der Fernwärmenetze von der Quelle bis zu den Abnehmern transportiert werden. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede bezüglich der Länge, Verteilstruktur und dem Alter des Netzes. Die Länge des Netzes kann von unter 100 Metern im Fall einer Quartiersversorgung bis hin zu mehr als 1.000 Kilometern bei einem Stadtnetz reichen. Die Verlegekosten sind von den geologischen Gegebenheiten und der Oberflächenbeschaffenheit abhängig, ob die Leitungen durch Gesteins- oder Sandboden gezogen und Flüsse oder Autobahnen gequert werden müssen. Mit der Verlegung von Wärmenetzen in einer Groß- oder Kleinstadt sind andere Anforderungen verbunden als im ländlichen Raum, da dort unterschiedliche Bebauungsstrukturen und Gebäudetypen berücksichtigt werden müssen. Beim Bau von Fernwärmeleitungen in Stadtgebieten kommt erschwerend hinzu, dass oftmals nicht viel Platz für die Leitungen im Untergrund vorhanden ist.

 

Für die Fernwärmepreise ist außerdem die Wärmeabnahmedichte entscheidend, die davon abhängt, wie viele Abnehmer über das Netz versorgt werden und wie sich das Verhältnis zwischen der Wärmeabnahme und der Länge des Netzes gestaltet. Die Fernwärmeversorgung kann zwischen der Versorgung eines Quartiers mit wenigen Gebäuden und Städten mit tausenden von Gebäuden variieren. Neben der Anzahl der Abnehmer ist die Art der Kunden ausschlaggebend, da Ein- oder Mehrfamilienhäusern einen anderen Wärmebedarf besitzen als Industrie- oder Gewerbekunden.

 

Beim Transport der Wärme von der Erzeugungsanlage bis zum Abnehmer entstehen Wärmeverluste im Wärmenetz, die von der Netzstruktur, der Netztemperatur, dem Wärmeübertragungsmedium und der Dämmung der Leitung abhängig sind. Die Fernwärmekunde zahlen nur die Wärmeeinheiten, die bei ihren Hausnschluss gemessen werden. Die Fernwärme-Preistransparenzplattform ist vom Energieeffizienzverband der Wärme, Kälte und KWK (AGFW), dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft  (BDEW) und dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) initiiert worden. Bislang deckt die Plattform rund die Hälfte des Marktes ab und soll künftig weiter ausgebaut werden.