Aktion Biotonne Deutschland
Mit der Aktion Biotonne Deutschland hat ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Verbänden eine gemeinsame Kampagne gestartet, die darauf abzielt mehr Biomüll zu sammeln und Fehlwürfe zu verringern. Die Verwertung von Bioabfällen stellt einen wichtigen Bestandteil der Abfallverwertung dar. Der Anteil der Bioabfälle im Siedlungsabfallaufkommen liegt in Deutschland zwischen 30 bis 40 Prozent. Auch in Kinos bewährt sich der Einsatz einer Biotonne, um zum Beispiel nicht verkauftes Popcorn, Lebensmittelreste oder Gartenabfälle zu entsorgen.
Getrennt gesammelte Bioabfälle können kompostiert und als Düngemittel oder Bodenverbesserer verwendet werden. Damit ersetzen sie mineralische Düngemittel und Torf und verbessern die Humusbilanz der Böden. Zudem können Bioabfälle in Biogasanlagen vergoren werden, um daraus Biogas zu gewinnen, welches für die Verstromung, Wärmenutzung oder als Treibstoff einsetzbar ist. Durch den nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen leistet die Bioabfallverwertung einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz.
In Deutschland werden jährlich rund 15 Millionen Tonnen biologisch abbaubare Abfälle in Kompostierungs- und Vergärungs- bzw. Biogasanlagen behandelt. Im Jahr 2020 sind über die Biotonne etwa 5 Mio. Tonnen sowie weitere 5,7 Millionen Tonnen an Garten- und Parkabfällen gesammelt worden, was statistisch 129 Kilogramm pro Einwohner im Jahr entspricht. Um die Qualität des Bioabfalls zu erhöhen, will die Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK) die Fremdstoffanteile in den Biotonnen mithilfe der Chargenanalyse in einem ausgewählten Sammelgebiet ermitteln.
Das Umwelbundesamt begrüßt, dass die Aktion Biotonne neben der Steigerung der Bioabfallmenge auch die Qualität der getrennten Bioabfälle im Fokus hat. Denn eine saubere getrennte Sammlung der Bioabfälle ist die Voraussetzung für die Nutzung von Komposten und Gärresten aus Bioabfällen. Analysen von Bioabfall zeigen, dass die Herstellung von Kompost zunehmend dadurch erschwert wird, dass immer mehr Fremdstoffe aussortiert werden müssen.
Fremdstoffe wie Kunststofftüten und andere Abfälle, die nichts in der Biotonne zu suchen haben, gefährden die Qualität der erzeugten Produkte und können zu Schadstoffeinträgen in den landwirtschaftlich genutzten Boden führenDirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes
Um die Entfernung der Fremdstoffe leisten zu können, müssen umfangreiche Investitionen in die Anlagentechnik der Aufbereitungsanlagen getätigt werden, was sich entsprechend auf die Abfallgebühren auswirkt. Ein Problem stellen als kompostierbar vermarktete Plastikprodukte dar, die aus dem Bioabfall heaussortiert werden müssen, da sie nicht schnell genug verrotten. Auch die Zugabe von Altpapier ist nur zulässig, wenn dies beispielsweise bei sehr feuchten Bioabfällen aus hygienischen oder praktischen Gründen zweckmäßig ist. Der maximale Anteil an Papier im Bioabfall darf nicht mehr als 0,5 Prozent betragen.
Die Minimierung von Fremdstoffen im Bioabfall wird mit der novellierten Bioabfallverordnung (BioAbfV) adressiert, die am 1.Mai 2023 in Kraft getreten ist. Die Änderungen zielen vor allem darauf ab, den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt durch die bodenbezogene Verwertung von Bioabfällen zu verringern. Ab dem 1. Mai 2025 tritt BioabfV § 2a in Kraft, der die Anforderungen an die Fremdstoffentfrachtung von Bioabfällen regelt. Dieser sieht vor, Fremdstoffe wie Kunststoffe von vornherein aus den Bioabfall-Behandlungsprozessen wie Vergärung und Kompostierung aus der Gemischherstellung herauszuhalten. Dafür wird ein Input-Kontrollwert für den Gehalt an Gesamtkunststoff der für die Behandlung bestimmten Bioabfälle festgelegt.
Tonnenkontrollen beim Bioabfall
Da der Kunst- und Fremdstoffanteil in den Biotonnen oftmals zu hoch ist, um die gesetzlichen Vorgaben und Qualitätsanforderungen an den Bioabfall zu erfüllen, nehmen einige Entsorgungsbetriebe bereits Tonnenkontrollen vor. Um die zu hohen Anteile von Kunst- und Fremdstoffen im Bioabfall zu reduzieren, der bei der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) angeliefert wird, setzt der Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) auf Überprüfungen. Seit April 2023 werden dort falsch befüllte Biotonnen mit einem gelben Aufkleber versehen.
Ab September 2023 werden falsch befüllte Behälter mit einem roten Aufkleber gekennzeichnet, dass diese wegen Fehlbefüllung nicht geleert werden können. Für die Abholung gibt es drei Optionen. Der Tonneninhalt kann nachsortiert und beim nächsten regulären Abfuhrtermin entleert oder eine kostenpflichtige Sonderleerung beantragt werden. Sofern keine Nachsortierung des Bioabfalls erfolgt, wird dieser wie Restabfall behandelt, was mit einer höheren Entsorgungsgebühr einhergeht.