Das Haydn Kino in Wien bezieht gentechnikfreien Mais aus Frankreich

Best Practice-Beispiel:

Das Haydn Kino in Wien ist als eines der ersten Filmtheaterbetriebe mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet worden. Diese staatliche Auszeichnung wird in Österreich seit Mitte 2022 an umweltbewusste Kinobetriebe verliehen, die diverse Anforderungen eines entsprechenden Maßnahmen-Kataloges erfüllen. Dazu gehören Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, der Einsatz Erneuerbarer Energien, die Beschaffung nachhaltiger Produkte für den Concession-Bereich sowie diverse Anforderungen an das Abfallmanagement.

 

Im Concession-Bereich punktet das Haydn Kino unter anderem mit seinem Popcorn, das jeweils frisch vor den Gästen zubereitet wird. „Das erhöht die Qualität und spart lange Warmhaltezyklen”, erklärt Christian Dörfler, geschäftsführender Gesellschafter des English Cinema Haydn, das aktuelle englischsprachige Filme ohne Untertitel zeigt. Die Zutaten für das Popcorn kommen ausschließlich aus der EU. Der Mais für das Popcorn, den das Haydn Kino von einem Concession-Anbieter bezieht, stammt aus Frankreich und die Nachos kommen aus Belgien.

 

„Das Saatgut sowie der Mais sind gentechnikfrei“, unterstreicht der Kinobetreiber. In Frankreich und Deutschland ist 2009 die nach EU-Recht erteilte Zulassung für gentechnisch veränderten MON810-Mais ausgesetzt worden. In die gentechnisch veränderten Bt-Maissorten ist ein Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis eingebaut worden, durch das die Pflanze permanent ein Insektengift produziert. In der EU können die Länder und Regionen seit 2015 den Anbau von gv-Pflanzen auf ihrem Territorium verbieten. Dieses Selbstbestimmungsrecht in Bezug auf den GVO-Anbau ist in den EU-Mitgliedstaaten rechtlich verankert worden.

Für die Herstellung von Popcorn wird Puffmais benötigt, der speziell für diesen Zweck angebaut wird. Während normale Maiskörner in der Regel zu trocken oder zu weich sind und nicht unter Hitzeeinfluss aufplatzen, besitzt der Puffmais eine vergleichsweise dünne Schale, die jedoch härter ist als bei herkömmlichen Sorten. Zu den Qualitätsmerkmalen von Popcornmais, die anhand verschiedener Kriterien bemessen werden, gehört das Größenverhältnis zwischen dem Korn vor und nach dem Aufpoppen.

 

Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Popcornmais nicht zu trocken ist. Wenn der Mais in der Popcornmaschine erhitzt wird, verdampfen die Wasseranteile im Korn. Bei dem Wechsel von dem flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand dehnen sich diese immer weiter aus, bis die Schale dem Druck des Wasserdampfes nicht mehr standhalten kann. Die erhitzte Stärke bläht sich in Sekundenbruchteilen auf und formiert sich zu einer schaumartigen Masse, die durch rasche Abkühlung sofort erstarrt.

 

Der Mais, der in Deutschland und Österreich angebaut wird, ist primär für die Gewinnung von Viehfutter, Stärke oder als Energienutzpflanze geeignet. Da im Futtermais nur wenig Wasser gespeichert ist, lässt sich damit nicht ausreichend Druck im Popcornkessel aufbauen, um daraus Popcorn zu produzieren. Auch beschädigte Maiskörner lassen sich nur sehr schlecht oder gar nicht zu Popcorn verarbeiten, weil die Feuchtigkeit beim Erhitzen durch Öffnungen entweichen kann und somit das explosionsartige Aufplatzen ausbleibt.

Produktions- und Lieferketten bei der Beschaffung

Bei der Beschaffung von Mais können sich die Kinobetreiber*innen stets nur auf die schriftliche Zusage des Lieferanten verlassen, denn bezüglich der Produktions- und Lieferketten mangelt es mitunter an Transparenz. Neben dem Herkunftsland des Mais und der Vermeidung von Gentechnik spielt auch der Einsatz von Herbiziden eine Rolle. Da der Maisanbau prinzipiell in Monokultur möglich ist, werden dabei oftmals Herbizide eingesetzt, um eine Ertragsminderung durch Unkraut zu vermeiden.

 

In Frankreich soll der Einsatz von S-Metolachlor verboten werden, das laut Umweltbundesamt das meist verwendete Pestizid im Mais-Anbau ist. Die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Anses) will diesen Wirkstoff verbieten lassen, da dadurch möglicherweise krebserregende Substanzen in den Boden eindringen, die das Grundwasser kontaminieren. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)  hat angekündigt, einen neuen Risikobericht zu S-Metolachlor und seinen Abbauprodukten zu veröffentlichen, der zu einem EU-weiten Verbot führen könnte.