Delphi Lux serviert veganen Latte Macchiato

Best Practice-Beispiel

In dem Berliner Arthousekino Delphi LUX wird der Latte Macchiato mit Hafer- und Sojamilch serviert. „Für mich war das schon lange ein Anliegen“, erklärt Lana Kvitelashvili, stellvertretende Theaterleiterin im Delphi LUX, die in der Yorck Kinogruppe Mitglied in der grünen Arbeitsgruppe ist. „Wir schauen, was wir in unserem Sortiment austauschen können. Die Produkte müssen passen.“ Die Concession-Artikel sollen möglichst regional erzeugt sein, so dass keine langen Lieferwege anfallen.  Zu den Anforderungskriterien gehören zudem eine faire Herstellung und vertretbare Firmenphilosophie.

 

Der Vorschlag, die Milch für die Kaffeezubereitung auf eine vegane Alternative umzustellen, resultiert aus einer Umfrage unter den Mitarbeiter*innen zu nachhaltigen Maßnahmen. Zunächst musste Lana Kvitelashvili ihren Theaterleiter-Kollegen Simon Rief von der Idee überzeugen, der ein passionierter Milchtrinker ist. „Dabei ging es darum, die Gewohnheiten aufzubrechen.“

 

Das Team im Delphi Lux hat mehrere Produkte getestet. „Der Haferdrink mit Soja hat am besten geschmeckt. Zudem lässt er sich gut in der Kaffeemaschine aufschäumen.“ Die Bio-Hafemilch, die von der Drogeriemarktkette DM bezogen wird, befindet sich preislich etwa auf dem Niveau  herkömmlicher Bio-Milch.

Die Kinogänger*innen im Delphi LUX werden mit einem Schild neben der Kaffeemaschine darauf hingewiesen, dass der Cappuchino und Latte Macchiato mit einem Pflanzendrink zubereitet werden. Sollten die Besucher*innen auf Kuhmilch für ihren Café Crema bestehen, erhalten sie diese auf Anfrage. „Von unserer Umstellung sind nicht alle Gäste komplett begeistert, aber es gibt auch keine Beschwerden“, resümiert Lana Kvitelashvili.

 

Gerade in Arthousekinos, die aufrüttelnde Dokumentarfilme zu brisanten Themen wie dem „System Milch“ zeigen, ist die Umstellung auf Pflanzendrinks ein konsequenter Schritt. Die Qualzucht von Kühen, die von der Milchindustrie in Deutschland zu reinen Milchmaschinen degradiert werden, führt nicht nur zur Erkrankung der ausgebeuteten Tiere, sondern auch zu Schäden für die Umwelt und die menschliche Gesundheit.

Laut dem Abschlussbericht einer im Juni 2020 veröffentlichten Studie zum Thema Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchbetrieben bestehen erhebliche tierschutzrechtliche Mängel innerhalb des Systems der Milchproduktion. Die deutsche Milchindustrie setzt auf Zuchtprogramme, um die Produktivität der Milcherzeugung zu steigern, was bedeutet, dass die Kühe teilweise über 50 Liter Milch pro Tag produzieren. Ein Kalb benötigt hingegen nur etwa zehn Liter am Tag.

 

Die starke Ausbeutung führt bei den Kühen oft zu schmerzhaften Entzündungen ihres Euters, durch welche die Eiterzellen in die Milch gelangen können. In Deutschland sind gesetzlich bis zu 400.000 sogenannter somatischer Zellen pro Milliliter erlaubt. Zudem kann Milch auch Antibiotika und andere bedenkliche Substanzen wie Schmerzmittel enthalten. Mehr als ein Drittel der Kühe in Deutschland müssen aufgrund von Krankheiten frühzeitig im Schlachthof getötet werden.

 

Auch kleinere Betriebe sind nicht unbedingt tierfreundlich. „In allen Betriebsarten sind Missstände zu verzeichnen – vom Bio-Betrieb mit Weidegang bis hin zur Anbindehaltung“, konstatiert die Tierrechtsganisation PETA. Vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sei die sogenannte Anbindehaltung noch stark verbreitet. Dabei werden die Rinder mit Ketten am Hals fixiert und so angebunden, dass sie sich nicht einmal umdrehen können.

 

Rinder sind soziale Tiere, die tiefe Bindungen zueinander eingehen, Freundschaften schließen und sich liebevoll um ihre Kinder kümmern – wenn sie die Möglichkeit dazu haben. In der Milchindustrie werden ihnen natürlichste Verhaltensweisen verwehrt. Tierrechtsorganisation PETA