Filmhaus Kino Köln setzt auf gerettete Schokolade

Best Practice-Beispiel

Mit der Mixschokolade im Sortiment an der Concession-Theke setzt das Filmhaus Kino Köln ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. Denn beim Food Waste geht es nicht nur um krumme Gurken, die nicht in den Handel gelangen oder Nahrungsmittel, die aufgrund ihres abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums in der Mülltonne landen. Bei der industriellen Produktion von Schokolade fallen durch Sortenwechsel große Mengen der hochwertigen Kakaomasse als Ausschussware an. Wenn die Produktion von Milchschokolade auf Zartbitter umgestellt wird, müssen die Anlagen zunächst mit einer sogenannten Chargentrennmasse gespült werden, um Schokolade mit der anderen Geschmacksrichtung produzieren zu können. Dabei werden hunderte Kilogramm Schokolade nur zur Reinigung der Produktionsstraßen eingesetzt.

 

Um diese Mixschokolade vor der Entsorgung zu bewahren, kauft ein Berliner Start-Up diese wertvollen Rohstoffe auf und bringt die Mixschokolade unter dem Namen Rettergut auf den Markt. „Bei unseren Besucher*innen kommt die Schokolade gut an”, erklärt Joachim Kühn, der in Köln zusammen mit Dirk Steinkühler die Filmpalette betreibt und zu den Gesellschaftern des Kölner Filmhauses gehört, das nach der fünfjährigen Sanierung wiedereröffnet worden ist. „Viele Kinogäste wussten bislang nicht, wie viel Schokolade beim Herstellungsprozess verlorengeht.” Preislich sei die Schokolade mit anderen Sorten vergleichbar.

Die Lebensmittelverschwendung von Schokolade ist besonders brisant, weil der Kakoaanbau mit einem hohen Wasserfußabdruck einhergeht. Als Gewächs aus den tropischen Regenwäldern, das für den optimalen Wuchs einen schattigen Standort und ausreichend Wasser benötigt, muss der Kakaobaum beim Anbau auf Plantagen sehr stark bewässert werden. Für die Herstellung einer 100g-Tafel Schokolade werden 1.700 Liter Wasser verbraucht, was einer Menge von rund elf Badewannen entspricht. In der zweitgrößten Schokoladenfabrik in Deutschland rollen täglich drei Millionen Tafeln Schokolade vom Band. Der Pro-Kopf-Konsum von Schokolade liegt in Deutschland bei rund zehn Kilogramm im Jahr.

 

„Wir wollen dem Verbraucher Produkte anbieten, mit denen er wirklich Ressourcen sparen und so etwas für seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck tun kann“, sagt Jonas Bieber, Initiator von Rettergut. Schokolade gehört zu den ressourcenintensivsten Produkten im Lebensmittelhandel. Große Mengen von Schokolade werden nur zur Spülung der Rohre verwendet. Durch die wachsende Vielfalt verschiedener Schokoladensorten im Handel werden auf den Produktionsstraßen mehr Sortenwechsel nötig, so dass mehr Mixschokolade anfällt.

 

„Diese Schokolade ist von einwandfreier Qualität und hygienischer Reinheit. Aber für die Spitzen-Hersteller, mit denen wir arbeiten, passt sie als Mischprodukt nicht ins Sortiment“, betont Bieber. „Als Kundin oder Kunde sollen Sie wissen, dass Sie keine reine Sorte kaufen. Dafür können Sie sicher sein, dass die Rohstoffe ihrer Rettergut-Schokolade ohne Ihren Kauf zu 100 Prozent verloren gewesen wären.“

Nach Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft  (BMEL) werden in Deutschland jedes Jahr rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel entlang der Lebensmittelversorgungskette als Abfall entsorgt. Statistisch entsorgt jede Bundesbürger*in 75 kg Essen, wovon der größte Teil auf Obst und Gemüse entfällt. Die Lebensmittelverschwendung beginnt bereits auf dem Acker, setzt sich in Sortierbetrieben, Produktionstätten und dem Handel fort und endet bei den Verbraucher*innen.

 

Mit der Lebensmittelverschwendung geht ein Ressourcenverbrauch einher, weil für die Produktion, Verarbeitung, Lagerung und den Transport von Lebensmitteln Wasser, Ackerboden und Energie benötigt werden, was mit einer entsprechenden Freisetzung von Treibhausgasen verbunden ist. Die Eindämmung der Lebensmittelverschwendung leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Um Konzepte und Projekte zu unterstützen, die dem Food Waste Einhalt gebieten, vergibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Bundespreis Zu gut für die Tonne!