Ressourcenschonende Aufpolsterung der Bestuhlung im Neuen Maxim

Best Practice-Beispiel

In dem Münchener Programmkino Neues Maxim ist die komplette Bestuhlung neu aufgepolstert und mit langlebigen Bezugsstoffen rundum erneuert worden. Die Kinostühle stammen aus den 1980er Jahren und sind anlässlich der Wiedereröffnung des Traditionshauses 2016 aus zweiter Hand vom Central Filmtheater in Ludwigsburg übernommen worden. Bei der Neugestaltung des Münchener Programmkinos hat die Architektin Regine Stoiber die Farben des Raumes perfekt auf die petrolgrüne Kinobestuhlung mit der roten Verschalung abgestimmt.

 

Dieser frische Look, der klassischen Vintage-Charme mit modernem Design vereint, hat dem Neuen Maxim 2019 den German Special Design Award eingebracht. Im großen Kinosaal dominieren Petrol- und Goldtöne den Raum. Im kleinen Kinosaal sorgen ein plüschiger Teppich sowie die in Rottönen gehaltenen Wände und Decke für eine gemütliche Atmosphäre. Bei dem neuen Bezug der Kinobestuhlung sollte das ursprüngliche Farbdesign beibehalten werden.

 

„Der Stoff ist speziell für unser Kino gewebt worden“, berichtet die Architektin Regine Stoiber. Die Farbe und Qualität wurde anhand verschiedener Bemusterungen mit der im Frankenwald ansässigen Weberei Munzert festgelegt. „Wir haben uns für eine Farbenummer aus der Kollektion Pivon entschieden, die zu unserem bestehenden Farbkonzept der Räume passte“, erläutert die Architektin. Unterstützt worden ist sie dabei von der Meierei, die als befreundete Innenarchitekten ehrenamtlich an dem Planungs- und Entscheidungsprozess beteiligt waren.

Wichtig war, einen strapazierfähigen Stoff auszuwählen, der möglichst schmutzunempfindlich ist und sich gut reinigen lässt. Regine Stoiber, Architekturbüro Stoiber, München

Der ausgewählte Stoff besitzt 100.000 Scheuertouren und ist sehr unempfindlich. Die Zahl der Scheuertouren gibt Aufschluss über die Widerstandsfähigkeit eines Bezugsstoffes und zeigt auf, wie sich der Abrieb von einem Polsterstoff verhält. Um die Scheuerbeständigkeit von Polsterstoffen zu testen, wird die Martindale-Methode angewendet. Dabei wird der natürliche Verschleiß eines Sitzbezuges simuliert, indem ein Muster des zu testenden Stoffes mit einer vorgegebenen Gewichtsbelastung gegen einen Standardwollstoff gerieben wird. Umso höher der Scheuertourenwert ausfällt, desto langlebiger ist der Polsterstoff.

 

Die meisten Produkte in der niederbayerischen Weberei sind gemäß dem Ökotex Standard 100 zertifiziert und somit gesundheitlich unbedenklich. Dazu gehört eine azo- und formaldehydefreie Produktion der Stoffe. In der Textilindustrie werden oftmals synthetisch hergestellte Azo-Farbstoffe aus aluminiumdotiertem Zinkoxid eingesetzt, welche die Textilien farbecht aussehen lassen. Einige Azo-Farbstoffe setzen aromatische Amine frei und gelten wie die Spurenchemikalie Formaldehyd als krebserregend. Die Weberei setzt bei der Produktion zudem auf ein nachhaltiges Energiekonzept, zu dem eine hauseigenen Photovoltaik-Anlage, die Nutzung von Abwärme, Verwendung von Regenwasser und Naturausgleichsflächen auf dem Firmengelände gehören.

 

Für den großen Kinosaal im Neuen Maxim mussten 86 Kinostühle sowie 29 weitere Stühle für den kleinen Kinosaal aufgearbeitet werden. „Unser ehrenamtliches Kino-Hausmeisterteam hat alle Vorarbeiten im Kino für die Polsterei erledigt“, sagt Regine Stoiber. Zu diesem Zweck wurden zunächst die bestehenden Stühle zerlegt. Die Sitzschalen und Rückenlehnen mussten abgeschraubt und in tragende Teile und Polsterung getrennt werden. „Die Schaumstoffteile wurden über die Polsterei Sporrer maßgefertigt für unsere Stühle in Italien bestellt.“ Das kleine Familienunternehmen in Niederbayern hat die Polster in mehreren Tranchen aus dem Kino abgeholt. In der Polsterei wurden die alten Sitz- und Rückenpolster abgeplündert, neu aufgepolstert und die Elemente mit neuem Stoff überzogen.

 

„Unsere Kino-Hausmeister haben die Polster wieder auf die Sitzschalen montiert und die Reihen vor Ort zusammengeschraubt“ erklärt Regine Stoiber. „Auch die Federn funktionieren noch sehr gut.“ Die Entscheidung, die alten Kinostühle neu aufpolstern zu lassen, hat sowohl Ressourcen als auch Kosten gespart. Für den Fall, dass der Bezug eines Kinostuhls einmal  sehr stark verschmutzt oder gar aufgeschlitzt werden sollte, verfügt das Neue Maxim zudem über ein paar Ersatzstühle.