Unverpackte bio-zertifizierte Süßwaren im Kommunalen Kino in Pforzheim

Best Practice-Beispiel

Das Kommunale Kino in Pforzheim bietet seinen Besucher*innen an der Concession-Theke verschiedene Süßwaren und salzige Knabbereien in Gläsern an. Zum Sortiment gehören vegane Gummibärchen, schokolierte Haselnüsse, Mini-Dinkel-Brezel sowie saure Apfelpommes. Die Süßwaren und Knabbereien sowie die Gläser bezieht das Kino-Team aus dem lokalen Unverpackt-Laden.

 

Der Inhaber Sascha Giese bietet die Produkte wahlweise verkaufsfertig in kleinen Gläsern oder zur Selbstabfüllung in großen Gläsern an. „Wir füllen die Ware in gespülte Pfandgläser um, die wir bei uns in der Geschirrspülmaschine reinigen können“, erklärt die Theaterleiterin Sarah Kast. „Damit die Kund*innen die Gläser nicht mitnehmen, geben wir sie ohne Deckel aus.“

 

Zum Concession-Sortiment gehören auch Süßgläschen, die für das Kinderkino mit kleinen Apfelringen, Kirschen und Cola-Krachern bestückt werden. „Es kommt kaum vor, dass ein Glas im Kino zerbricht“, sagt Sarah Kast. Als Alternative werden für die Kindervorstellungen zudem kleine Tütchen mit Süßwaren angeboten.

Die bio-zertifizierten Produkte aus dem Unverpacktladen sind im Einkauf etwas teurer als die konventionelle Ware. Das Kino bietet die Knabbereien im Glas zu einem Preis zwischen 2 und 2,20 Euro an. Bio-Qualität ist nicht das alleinige Unterscheidungsmerkmal, sondern bei einigen Produkten ist die gesamte Produktions- und Lieferkette regional.

 

Die im Kino angebotenen Fruchtgummis werden aus dem Saft von Äpfeln und Birnen hergestellt, die auf Streuobstwiesen im Enzkreis wachsen. Mit ihren alten Obstbäumen bieten die Streuobstwiesen Nahrung und Unterschlupf für zahlreiche Kleinsäuger und Insekten und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Die Mosterei Beigel, die sich rund zehn Kilometer östlich von Pforzheim befindet, stellt aus Streuobst wie Äpfeln und Birnen bio-zertifizierte Fruchtsäfte her.

 

In der Mosterei wird das Obst gewogen, gewaschen und gehäckselt. Die Walzen der Bandpresse erzeugen Druck und trennen so den Saft von dem Trester. Anschließend wird der Saft in einer Zentrifuge gefiltert. Um den Saft haltbar zu machen und dabei die wertvollen Inhalts- und Geschmackstoffe zu bewahren, wird dieser kurzzeitig auf 80 Grad im Pasteur erhitzt. „Den Saft, der für unsere Fruchtgummis verwendet wird, bringen wir zu einer Manufaktur, welche die Fruchtgummis herstellt“, berichtet Hanna Beigel, Geschäftsführerin der Mosterei Beigel.

Die Manufaktur Reutter Sweets ist seit drei Generationen auf die Herstellung von Süßwaren wie Fruchtgummis spezialisiert. „Wir produzieren unser Fruchtgummmi nach alter Tradition mit Direktsaft von Bauern und setzen kein Saftkonzentrat dafür ein“, berichtet der Geschäftsführer Hans-Georg Reutter. Zu den weiteren Zutaten gehören Bio-Rübenzucker, Bio-Gelatine, Sirup und natürliches Aroma. „Wir verwenden keine künstlichen Farbstoffe.“ Bei der Produktion von Fruchtgummis muss zunächst durch Erhitzung dem Saft das Wasser entzogen werden. Durch die Vermischung mit Zucker und Gelatine entsteht eine geleeartige Masse.

 

Die Verarbeitung der Fruchtgummmimasse erfolgt auf sogenannten Mogulanlagen. Um den Fruchtgummis die gewünschte Form zu verleihen, werden entsprechende Stempel in Form von Bärchen, Herzchen, Kugeln oder Fläschchen eingesetzt, die eine Vertiefung in eine Schicht aus Stärkepuder drücken. Dadurch entstehen Negativformen, die mit der Fruchtgummmimasse befüllt werden. Nach der Verfestigung der Fruchtgummmis werden diese mit den Puderkästen auf ein vibrierendes Sieb gestürzt, um sie von anhaftenden Stärkeresten zu befreien.

 

Die in den Fruchtgummis eingesetzten Inhaltsstoffe werden einer Nachweisprüfung der Bio-Zertifizierungsstelle unterzogen. Der Fruchtsaft ist mit dem EU-Bio-Logo zertifiziert, mit dem strenge Normen für den ökologischen Landbau einhergehen. Die Bio-Betriebe müssen über alle Betriebsmittel und Erzeugnisse genau Buch führen und erfassen, welche Produkte von wem gekauft und an wen verkauft worden sind, damit sich die Bio-Produkte bis zum Erzeuger zurückverfolgen lassen. Im Öko-Landbaugesetz (ÖLG) ist auch geregelt, dass amtlich zugelassene private Kontrollstellen mindestens einmal jährlich den gesamten Betrieb überprüfen und unangemeldete Stichproben bei den Erzeugern und Verarbeitern vornehmen können.

Bei den Besucher*innen im Kommunalen Kino in Pforzheim stößt das Unverpackt-Angebot mit den bio-zertifizierten Süßwaren auf positive Resonanz. Einige Kund*innen fragen gezielt nach, woher die Concession-Produkte stammen. Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass ein Produkt dem Publikum nicht geschmeckt hat und daher wieder durch ein konventionelles Markenprodukt ersetzt worden ist. Doch auch im Unverpackt-Segment gibt es stets neue Produktentwicklungen. „Wir prüfen nach dem Trial and Error-Prinzip, was gut bei unseren Gästen ankommt, um unser Angebot zu erweitern“, sagt Sarah Kast.