Blaue Kassenzettel gehören nicht in die Altpapiertonne

Blaue Kassenbons werden oft als umweltfreundlich gekennzeichnet. Wenn sie in der Altpapiertonne entsorgt werden, führt ihre hohe Farbstofffracht jedoch zu einer Verschlechterung des Recyclingergebnisses. Deshalb gehören die blauen Kassenzettel genau wie alle anderen Thermopapiere in den Restmüll. Thermopapiere werden häufig für Kassenbons, Fahrkarten oder Parkscheine eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird die Schrift nicht auf das Thermopapier aufgedruckt, sondern sie entsteht durch die chemische oder physikalische Reaktion im Papier.

 

Grundsätzlich wird zwischen entwicklerbasierten und farbentwicklerfreien Thermopapieren unterschieden. In entwicklerbasierten Thermopapieren ist in der Vergangenheit häufig Bisphenol A (BPA) eingesetzt worden, das aufgrund seiner endokrinen und reproduktionstoxischen Wirkung seit Anfang 2020 EU-weit verboten ist. Die Industrie-Chemikalie BPA ist in der Europäischen Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) als besonders besorgniserregende Substanz eingestuft.

 

Die alternativ verwendeten Stoffe sind nicht wesentlich harmloser, denn die Hersteller von Thermopapieren verwenden in den Farbentwicklern stattdessen Bisphenol und Phenol, dem ebenfalls human- oder ökotoxikologische Eigenschaften zugeschrieben werden. In Thermopapieren ohne chemische Farbentwickler sind dagegen keine gesundheitsschädlichen Bisphenole enthalten.

Die blauen Kassenzettel sind phenolfrei, aber aufgrund ihrer löslichen schwarzen Farbe beeinträchtigen sie erheblich die Helligkeit beim Recycling. Die Internationale Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik (INGEDE), in der die europäischen Papierhersteller zusammengeschlossen sind, hat beim Auflösen der Kassenzettel im Labor festgestellt, dass dabei eine schwarze Masse entsteht, die sich nicht per Flotation entfärben lässt. Die schwarze Schicht ist nicht fest wie eine Druckfarbe, sondern besteht aus nur leicht gebundenen Ruß, der im Papierrecycling Probleme beim Entfärben verursacht.

 

Bereits ein einziger blauer Kassenzettel mit einem Gewicht von 1,5 Gramm verschlechtert die Helligkeit von drei Kilogramm weißen Altpapiers um drei Punkte, weil sich der schwarze Farbstoff beim Recycling nicht ausreichend entfernen lässt. Axel Fischer, Chemiker und Pressesprecher der INGEDE

 

Für die Papierfabriken verliert das Altpapier dadurch seinen Wert, denn die nicht entfernbare schwarze Pigmentsuppe macht ganze Ladungen sauberen Altpapiers unbrauchbar. In einer deutschen Papierfabrik wurde eine Lieferung mit einem Umfang von 25 Tonnen zurückgewiesen, nachdem die Altpapier-Eingangkontrolleure in den Ballen geschredderten Altpapiers zahlreiche blaue Schnipsel des Ökö-Thermopapiers entdeckten und Alarm schlugen.

 

Selbstdurchschreibepapier und Thermopapiere wie Kassenzettel sollten aus diesem Grunde im Restmüll entsorgt werden. Bislang erfüllen die Bons auf dem Markt noch nicht die Vergabekriterien des Blauen Engel für Umweltfreundliche Thermopapiere DE-UZ 223. Das primäre Ziel, welches das Umweltbundesamt in den Anforderungen formuliert hat, ist der Verzicht auf chemische Farbentwickler, die gesundheitlich oder aus Umweltsicht bedenkliche Stoffe enthalten. Für den Blauen Engel qualifizieren können sich nur Thermopapiere, die das Papierrecycling nicht beeinträchtigen.