Das Rio Cinema in London serviert nur lokale Produkte
Best Practice-Beispiel
Das unabhängige Londoner Arthouse Kino Rio, das seit seiner Eröffnung vor über hundert Jahren auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken kann, setzt beim Einkauf der Produkte für die Kinobar auf ein konsequentes Nachhaltigkeitskonzept. „Wir haben zehn Gebote ausgegeben, an denen wir uns orientieren“, unterstreicht Andrew Woodyatt, der nach seiner langjährigen Tätigkeit für eines der führenden Multiplexkinos das Marketing für das Kinokollektiv im Osten Londons betreut.
Zu den Anforderungskriterien bei der Beschaffung der Concessionware gehört, dass die Produkte nachhaltig und fair produziert sein müssen. Zu dem sollten sie aus ökologischem Landbau stammen und vegan sein. Die Getränkeflaschen müssen aus Glas sein und wiederverwendet werden. Um den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten, werden nur Produkte aus lokaler Produktion eingekauft. Stark zuckerhaltige Getränke sowie Junk Food sind genauso tabu wie Verpackungen aus erdölbasierten Kunststoffen. Auch Dekomaterialien für den Concession-Bereich werden bei der Auswahl in Hinblick auf die spätere Entsorgungsoption geprüft.
Wir haben sämtliche klassischen Markenprodukte , die in den Multiplexkinos angeboten werden, aus unserem Sortiment gestrichen.Andrew Woodyatt, Marketingchef, Rio Cinema, London
Dazu gehören sowohl die Softdrinks bekannter internationaler Markenhersteller als auch Schokoriegel sowie Knabberzeug von großen Nahrungsmittelkonzernen. Stattdessen werden an der Kinobar im Rio nur lokale Produkte serviert. „Wir haben das große Glück, dass es in einem Stadtbezirk wie bei uns in Hackney sehr viele Startups gibt, von denen wir Getränke und selbst gebackenen Kuchen beziehen können.“ Zu den kleinen Manufakturen, die durch das Rio Unterstützung erfahren, gehören sowohl Kafferöstereien als auch Brauereien und Bäckereien.
Dieses Engagement kommt in dem Independent-Kino, das mit seinem bunten vielseitigen Programm ein junges Publikum begeistert, sehr gut an. „Seitdem wir unser gesamtes Sortiment komplett umgestellt haben, sind die Umsätze an der Kinobar in die Höhe geschossen. Die Kinogäste geben fast das Doppelte bei uns aus wie vorher“, berichtet der Rio-Vertreter. Die Kinobesucher*innen goutieren diesen Stil, zu dem neben den Eigenmarken im Rio Cinema auch ein guter Service gehört. An der Theke wird stets kostenloses Wasser mit wechselnden Geschmacksrichtungen wie Zitrone oder Limette angeboten. „Wenn wir diese Umstellung schaffen, können andere Kinos das auch leisten“, unterstreicht der Marketingexperte.
Nach der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzepts im Concessionbereich arbeitet das Kinokollektiv bereits an den nächsten grünen Projekten. „Wir möchten eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren und versuchen eine Genehmigung dafür zu erhalten“, erklärt Andrew Woodyatt. Das Rio steht seit 1997 unter Denkmalschutz. Das alte Art Deco-Gebäude ist 1909 in einem ehemaligen Auktionshaus eröffnet worden und weitestgehend erhalten geblieben. Durch Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wurde allerdings der charakteristische Dachvorsprung zerstört. Die Restaurierung erfolgte erst 1998, nachdem das historische Gebäude als Denkmal unter Schutz gestellt worden ist.