Energieeffiziente Herstellung von Glasflaschen

Glas ist der Klassiker unter den Verpackungsmaterialien. Es bietet ein hohes Maß an Sicherheit gegen Schmutz, Bakterien, Feuchtigkeit, Sauerstoff und teilweise Licht. Es schützt gegen Hitze, Fremdgerüche und ist luftdicht, so dass Kohlensäure nicht entweichen kann. Da es geschmacksneutral ist und keine Wechselwirkung mit anderen Stoffen eingeht, eignet es sich ideal zur Konservierung von Lebensmitteln. Glas wird aus natürlichen Rohstoffen wie Quarzsand, Soda und Kalk hergestellt, die in großen Mengen auf der Erde vorkommen und leicht abbaubar sind. Da Glas ein komplett recycelbares Material ist, kann es ohne Qualitätsverlust immer wieder verwendet werden.

 

Die Erhitzung der Rohstoffe in einem Schmelzofen erfordert einen hohen Energiebedarf, da diese bei Temperaturen von 1.500 Grad Celsius erfolgt. Durch den Einsatz moderner und sparsamer Schmelztechnologien, die Gewichtsreduzierung von Glasverpackungen sowie den vermehrten Einsatz von Altglas in der Produktion ist der Energieverbrauch in den vergangenen Jahren gesunken. Die Nutzung moderner Schmelzwannen hat dazu geführt, dass sich der Energieeinsatz in der Glasproduktion gegenüber 1990 um 39 Prozent verringert hat.

 

Der Firma Ardagh Glass Packaging (AGP) ist es in ihrem Werk in Niedersachsen gelungen, die CO₂-Emissionen bei der Glasherstellung noch weiter zu reduzieren. Bei der konventionellen Herstellung von Glasflaschen nutzen Schmelzöfen einen Energie-Mix aus 90 Prozent Erdgas und 10 Prozent Strom. Dies führt bei der Herstellung einer typischen 330-ml-Glasflasche zu einem CO2-Fußabdruck von 140,1 g CO₂ pro Flasche. Dank dem Einsatz einer neu entwickelten Schmelzwanne, die mit einem Schmelzenergieanteil von 60 Prozent Strom und 40 Prozent Gas betrieben wird, sind die Treibhausgas-Emissionen pro Flasche auf 43 g CO₂ reduziert worden.

Durch die Inbetriebnahme der neuen Schmelzwanne im November 2023 konnte Ardagh Glass Packaging seinen Energieverbrauch innerhalb von zwölf Monaten um 40.728 MWh senken. Für seine energieeffiziente Glasproduktion ist das Unternehmen mit dem Energy Efficiency Award 2024 in der Kategorie „Think Big! Komplexe Energiewendeprojekte“ gekürt worden. Die Auszeichnung, für die der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz die Schirmherrschaft übernommen hat, wird von der Deutschen Energie-Agentur (dena) vergeben und von der KfW unterstützt.

Der deutlich CO₂-ärmere Glasherstellungsprozess hat innerhalb eines Jahres zu einer Energieeinsparung von 28 Prozent und einer Vermeidung von 18.071 Tonnen CO₂-Emissionen geführt.

Im Rahmen seiner Dekarbonisierungsstrategie plant Ardagh den Elektrizitätsanteil, der aus Erneuerbarem Strom besteht, in Zukunft auf 80 Prozent zu erhöhen und bis 2030 komplett auf Erneuerbare Energien umzusteigen. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen mit dem Hamburger Energieanbieter Sunnic Lighthouse ein Power Purchase Agreement (PPA) über die längerfristige Lieferung von Solarstrom abgeschlossen.

 

 

Das Design dieser Glasschmelzwanne basiert auf einer intensiven mathematischen Modellierung von dem deutschen Familienunternehmen Sorg, das auch für das Engineering, die Lieferung der Ausrüstung, Installation und Inbetriebnahme der Anlage im Werk in Obernkirchen verantwortlich zeichnet. In der hybriden Schmelzwanne können täglich bis zu 350 Tonnen braunes Behälterglas mit einem hohen Scherbenanteil produziert werden. Die Technologie steht allen Glasherstellern zur Verfügung. Für die Zukunft ist geplant, die verbleibenden 20 Prozent der Erdgasfeuerung durch die Verbrennung von Wasserstoff zu ersetzen.