Gebäudedämmung mit Altglas

Glas eignet sich perfekt als Kreislaufmaterial und erzielt bereits hervorragende Ergebnisse bei der Abfallsammlung und beim Recycling. Das Sammeln und Sortieren von Glasverpackungen besitzt in Europa eine lange Tradition. Um eine vollständige Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssen höhere Recyclingquoten erreicht werden. In Europa werden derzeit 76 Prozent der Glasverpackungen zum Recycling gesammelt. Die Glasverpackungen bestehen im Schnitt zu 52 Prozent aus recyceltem Material.

 

Die Europäische Kommission strebt an, bis 2030 eine Recylingquote von 75 Prozent zu erreichen. Eine Steigerung des Anteils an recyceltem Glas um zehn Prozent senkt den Energieverbrauch im Schmelzofen um drei Prozent und die damit verbundenen CO2-Emissionen um fünf Prozent. Aber auch für nicht sortenreines Altglas, aus dem keine neuen Flaschen oder Gläser hergestellt werden können, gibt es im Sinne der Kreislaufwirtschaft Wiederverwendungsmöglichkeiten.

 

Das deutsche Start-up Viol.Glass hat eine Lösung entwickelt, um Altglas als Dämmmaterial in der Baubranche einzusetzen. Dabei wird überwiegend nicht sortenreines Altglas gemahlen, eingeschmolzen und bei rund 800 Grad mit Hilfe von Kohlenstoff zu einem leichten Material aufgeschäumt, das sich durch Millionen kleiner, geschlossener Zellen für Dämmungen aller Art eignet. Das Schaumglasverfahren wird bereits von einigen Unternehmen für die Produktion von Dämmplatten verwendet, die jedoch leicht brechen können, da es aufgrund der verschiedenen Glassorten zu Spannungen in den Platten kommt.

Bei dieser Lösung wird das Glasschaumgranulat hingegen in robuste Kissen aus Geotextil gefüllt, welche die Grundmauern umschließen. Dadurch entsteht eine undurchdringbare Feuchtigkeitsbarriere, die aufgrund natürlicher physikalischer Vorgänge sofort wirksam ist. Die Glasschaumkissen fungieren wie eine atmende Membran, welche Feuchtigkeit durch Verdunstung ableitet und Staunässe verhindert. Das Granulat kann die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk aufnehmen und durch Evaporation nach oben transportieren. Wasser, das vom Erdreich her an das Kissen gelangt, wird hingegen von der Kissenhülle blockiert.

 

Im Gegensatz zu Polystyrol-Platten kommen bei der Herstellung der Glasschaumkissen keine erdölbasierten Stoffe zum Einsatz. Wenn die Dämmung entfernt wird, lässt sich das Granulat wiederverwenden oder wie natürlich vorkommender Quarzsand in den Boden einarbeiten. Das aus Kunststoff bestehende Geotextil, das im Außenbereich zum Bewehren von Hängen eingesetzt wird, lässt sich recyceln. Für die Enwicklung dieses ökologischen Dämmstoffs sind die Viowall-Gründer mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet worden.

 

Die Dämmung von Gebäuden spielt eine zentrale Rolle, um durch die Beheizung und Kühlung entstehenden CO2-Emissionen zu senken und die bis 2030 gesetzten Klimaziele zu erreichen. Auch in diesem Sektor ist die Kreislaufwirtschaft wichtig, um einen effizienten Einsatz von Energie und Ressourcen zu erlangen. In Deutschland fallen jedes Jahr rund 200 Millionen Tonnen mineralischer Bauabfälle an, die bislang nur zum Teil wiederverwendet werden.

Der größte Teil der über 200.000 Tonnen an Dämmstoffabfällen, die jährlich entstehen, werden verbrannt oder deponiert.