Kartoffelchips im Öko-Test

Kartoffelchips gehören in Deutschland zu den beliebtesten Knabbereien und werden gerne an der Concession-Theke im Kino angeboten. Die goldgelben Chips sind knackig, knusprig und so unwiderstehlich, dass sich der Genuss schwerlich auf eine Handvoll Chips beschränken lässt. Der hohe Fett- und Kaloriengehalt dieses Knabberspaßes ist bekannt, aber kein regelrechter Appetitverderber. Neben Kartoffeln, Salz und Fett enthalten Kartoffelchips oftmals auch gesundheitsschädliche Stoffe wie Mineralölbestandteile und Pestizide. In einer Untersuchung von Öko-Test  wurden in diversen Chips-Produkten krebserregende Substanzen wie Acrylamid und Glycidyl-Fettsäureester nachgewiesen.

 

Für den Chips-Check hat Öko-Test zwanzig Kartoffelchips-Sorten mit der Geschmacksrichtung Paprika unter die Lupe genommen. Darunter befanden sich sieben Bio-Produkte, von denen nur ein Markenprodukt die Bestnote „sehr gut“ erhielt. In den anderen Bio-Chips wurden Schadstoffe in größeren Mengen gefunden. Einige Bio-Chips überschreiten sogar den EU-Richtwert für Acrylamid, das sich in Tierversuchen als krebserregend erwiesen hat. Laut der Laboruntersuchung enthalten alle 20 Kartoffelchips-Produkte diesen Stoff.

 

Acrylamid bildet sich in höherem Maße beim Fritieren von Bio-Kartoffeln. Da Bio-Kartoffeln ohne Keimhemmer auskommen müssen, werden sie kühl gelagert. Die kalte Umgebungstemperatur könne laut der Öko-Test-Analyse dazu führen, dass sich mehr Zucker wie Glukose oder Fruktose in der Knolle anreichere und dadurch die Bildung von Acrylamid begünstige. Auch das inzwischen EU-weit verbotene Keimhemmungsmittel Chlorpropham ist immer noch in Kartoffelchips zu finden, da offenbar manche Lager damit kontaminiert sind.

Um ein hohes Verbraucherschutzniveau bei der Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten, hat die Europäische Kommission 2018 mit der Verordnung (EU) 2017/2158 Minimierungsmaßnahmen und Richtwerte für die Senkung des Acrylamidgehalts in Lebensmitteln festgelegt. Die Acrylamid-Richtwerte in Lebensmitteln werden alle drei Jahre von der Kommission überprüft. Die Überprüfung der Richtwerte stützt sich auf Daten über das Auftreten von Acrylamid aus der Datenbank der Behörde.

 

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), der mit dem Lebensmittelchemischen Institut des BDSI (LCI) über eine eigene wissenschaftliche Institution verfügt, hat seit dem Bekanntwerden der Acrylamid-Problematik ein Monitoring der Acrylamid-Gehalte in Kartoffel-Chips gestartet und nimmt systematische Analysen vor, um durch Rezepturumstellungen Minimierungsmaßnahmen zu erreichen. 2019 hat das LCI einen Forschungsbericht zur Prozesskontaminante Acrylamid veröffentlicht.

 

„Acrylamid (AA) entsteht als sogenannte Prozesskontaminante aus Asparagin und reduzierenden Kohlenhydraten während der Bräunungsreaktion beim Braten, Backen oder Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln. Prozessveränderungen unter kontrollierten industriellen Herstellungsbedingungen haben in den vergangenen Jahren eine Absenkung der AA-Kontamination bewirkt“, berichten die Lebensmittelchemie und Toxikologie-Experten Prof. Dr. Gerhard Eisenbrand und Prof. Dr. Elke Richling.

Bei der Untersuchung von Kartoffelchips hat das von Öko-Test beauftragte Labor außerdem Mineralölbestandteile in den Produkten gefunden. Neben den gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) in den Chips wurden in drei Bio-Produkten außerdem Verunreinigungen mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) festgestellt, die als krebserregend gelten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass besonders bei trockenen Lebensmitteln ein Übergang der Mineralöle aus der Verpackung auf das Lebensmittel zu erwarten ist.

 

Mineralölbestandteile können aus Recyclingverpackungen, Druckfarben oder Maschinenöl in die Lebensmittel gelangen. Bislang lassen sich Mineralöle beim Recylingprozess nicht ausreichend entfernen. Eine Aufnahme von Mineralölbestandteilen über die Lebensmittel führt dazu, dass sich diese Substanzen im Körperfett anreichern. Die mineralischen Kohlenwasserstoffe lagen sich vor allem in der Leber, den Herzklappen und Lymphknoten ab und können dort zu Schäden führen.

 

Beim Nachweis von Glycidyl-Fettsäureestern, die im Produktionsprozess bei der Raffination pflanzlicher Öle und Fette entstehen, haben vier Bio-Chipsprodukte schlecht abgeschnitten. Fettsäureester werden im menschlichen Körper in Glycidol umgewandelt, das als krebsverdächtig und erbgutschädigend gilt. Des Weiteren ließ Öko-Test die Chips auf Problemstoffe wie Glykoalkaloide testen, die bei der Aufnahme in größeren Mengen Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall verursachen können.

Nur eine Sorte von Bio-Kartoffelchips sind von Öko-Test mit der Bestnote "sehr gut" bewertet worden.

Sechs Kartoffelchips-Produkte erhielten die Note „gut“. Von knapp die Hälfte der getesteten Chips rät Öko-Test aufgrund ihres Schadstoffgehaltes ab.