Industriechemikalien im Leitungs- und Mineralwasser

Bei der Beschaffung von Kühlschränken für den Kinobetrieb sowie beim Erwerb von Wärmepumpen sollte darauf geachtet werden, ob die Geräte ohne F-Gase auskommen. Konkreten Hinweis darauf geben Kennzeichnungen wie „PFAS-frei“, „PFC-frei“ oder „fluorcarbonfrei“. Die langlebigen Industriechemikalien belasten durch den Eintrag in die Umwelt zunehmend das Trinkwasser. Auch beim Einkauf von Geschirrspülmitteln und Reinigungstabs sollte auf die Vermeidung toxischer Substanzen geachtet werden. Benzotriazolen, das in einigen Geschirrspülmitteln als Silberschutz sowie in Entkalkungsmitteln eingesetzt wird, ist giftig für Wassertiere.

 

Wasser ist die wervollste Ressource für unsere Lebensgrundlagen, die nicht nur durch Dürren und sinkende Grundwasserspiegel, sondern auch zunehmend durch umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien bedroht ist. Um Aufschluss über die aktuelle Trinkwasserbelastung mit den sogenannten „Ewigen Chemikalien“ in Deutschland zu erhalten, die sich nicht oder nur sehr langsam in der Umwelt abbauen, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine Untersuchung  angestrengt.

 

Insgesamt sind fünf Mineral- und zehn Leitungswasserproben im Labor auf Trifluoressigsäure (TFA), Melamin, Benzotriazole (Leitungswasser) und 1,4-Dioxan (Mineralwasser) untersucht worden. In neun von zehn Leitungswasserproben und drei von fünf Mineralwässern wurden Schadstoffe nachgewiesen. Im Leitungswasser von Berlin und Frankfurt am Main wurden alle drei Schadstoffe gefunden, die allerdings in geringen Konzentrationen nach aktuellem Kenntnisstand nicht direkt als gesundheitsschädlich gelten.

Als besonders problematisch erweisen sich langlebige Schadstoffe wie die per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), die über Luft, Abfälle und Abwasser in Böden und Gewässer, aber auch in Pflanzen, Tiere und ins Trinkwasser gelangen. Die tödliche Gefahr von PFAS-belastetem Trinkwasser für Mensch und Tier hat der amerikanische Regisseur Todd Haynes in seinem Kino-Drama Vergiftete Wahrheit aufgezeigt.

 

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (UBA) im Zuge der Novellierung der Trinkwasserverordnung die Grenzwerte für PFAS gesenkt. Für eine Gruppe von zwanzig trinkwasserrelevanten PFAS-Substanzen wird ab 2026 ein Summengrenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/) eingeführt. In Deutschland entspricht das Trinkwasser den derzeit geltenden gesetzlichen Vorgaben für die  gemessenen Stoffe.

 

Die PFAS-Chemikalie TFA, die häufig aus anderen PFAS-Chemikalien entsteht, ist inzwischen fast überall im Trinkwasser nachweisbar. In Städten resuliert die TFA-Belastung daraus, dass die Industriechemikalien Einzug in den Wasserkreislauf gefunden haben. Eine Ursache sind PFAS-haltige Kältemittel in Klimaanlagen, Kühlschränken und Wärmepumpen, die in der Atmosphäre durch Sonneneinstrahlung zu TFA abgebaut und mit dem Regen auf den Erdboden zurückgespült werden. Weitere Schadstoffquellen sind die Verbrennung von PFAS-haltigen Produkten in Müllverbrennungsanlagen sowie Abwasser, da Kosmetik, Arzneimittel und Biozide teilweise PFAS-Chemikalien enthalten. Auf Veranlassung von deutschen Behörden prüft die Europäische Chemikalienagentur ECHA derzeit die Einstufung von TFA als fortpflanzungsschädigend.

 

Aufgrund ihrer feuchtigkeits-, fett- und schmutzabweisenden Barriere-Eigenschaften werden die „Ewigen Chemikalien“ häufig in Lebensmittelverpackungen verwendet. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von PFAS-Beschichtungen reichen vom Pappbecher über den Papierstrohhalm bis hin zum Pizzakarton. Die neue EU-Verpackungsverordnung sieht ab dem 1. Januar 2030 ein Verbot von PFAS-Substanzen in Verpackungen vor, die einen direkten Lebensmittelkontakt haben. Der BUND bietet die kostenlose ToxFox-App an, um Schadstoffe in Alltagsprodukten aufzuspüren.