Trauer um den Abaton Kino-Gründer Werner Grassmann

Werner Grassmann, der Gründer des Hamburger Abaton-Kinos, ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Das Abaton-Kino präsentierte 1970 als eines der ersten Programmkinos in Deutschland neue, innovative Filmkunst und avancierte damit bundesweit zu einer Institution. Für den engagierten Filmemacher und Produzenten war es ein Anliegen, künstlerisch ambitionierte und gesellschaftskritische Filme zu zeigen. Mit großem Engagement und Einsatz hat Werner Grassmann die deutsche Kinobranche nachhaltig geprägt.

 

In den 1950er Jahren gründete er eine Filmproduktion, drehte zahlreiche Dokumentarfilme und arbeitete in den 1960er Jahren als Regisseur bei der Tagesschau. Er blieb weiterhin als Regisseur und Produzent aktiv, produzierte Filme von Hellmuth Costard, Gabor Altorjay, Zoltan Spirandelli, Matthias Glasner und Jochen Kuhn, was ihm sechs Deutsche Filmpreise einbrachte.

 

Im Abaton-Kino zeigte er internationale Independent-Produktionen, Experimental- und Avantgardefilme sowie Werke von jungen Filmemachern wie Werner Herzog, Edgar Reitz oder Rainer Maria Fassbinder. Als Standort für das Kino mietete er eine alte Großgarage im Hamburger Grindelviertel.

 

1972 gründete Werner Grassmann die AG Kino, deren Vorsitzender er bis 1987 blieb, und rief 1974 mit den Hamburger Kinotagen die Filmkunstmesse der AG Kino ins Leben. „Das Ziel der AG Kino war in erster Linie die Beschaffung von Filmen zu organisieren. Es gab Anfang der 1970er Jahre eine Reihe von einzelnen, engagierten Kinobetreibern und Initiativen“, erläuterte Werner Grassmann. „Beispielsweise Thomas Kuchenreuther in München besorgte einen Film von einem internationalen Filmmusikfestival oder zum Teil Filme aus dem britischen Filmmuseum, bezahlte dafür die Frachtkosten, Zollgebühren und schickte diese weiter zu mir nach Hamburg. Und vom Abaton aus gingen sie weiter auf Tournee. Das sprach sich herum und so hat sich langsam eine Interessentenpool gebildet.“

Mit dem Austausch und Organisieren von Programmen wurde der Grundstein für die AG Kino gelegt. „Wir hatten damals sogar einige Filme gekauft, aber für die Formalitäten und auch für den Zoll brauchten wir eine feste Adresse“, berichtete Werner Grassmann. „So gründeten wir die AG Kino als eingetragenen Verein, der als Ansprechpartner gegenüber den Behörden auftrat. Das Problem damals bestand darin, die sieben Kinobetreiber, die wir brauchten, zusammen zu bekommen. Die damaligen Programmkinobetreiber zeigten sich eher reserviert gegenüber einer Mitgliedschaft. Dann kam Carl Born aus Oldenburg, der gleichzeitig Vorsitzender der Gilde Deutscher Filmkunsttheater war und wurde Mitgründer der AG Kino. Eigentlich war die AG Kino ein Kind der Gilde. Heute ist es eher umgekehrt. Ohne Karl Born wäre die AG Kino nichts geworden.“

Als AG Kino-Vorsitzender intervenierte er bei der FFG-Novellierung, als der damalige Filmgroschen für alle Kinos gleichermaßen erhöht werden sollte. Sein Besuch im Bundestag in Bonn war erfolgreich. Seitdem ist die FFA-Filmabgabe für die Kinos nach der entsprechenden Umsatzhöhe gestaffelt.

 

Zahlreiche Anekdoten schildert Werner Grassmann in seiner 2010 erschienenen Autobiographie Hinter der Leinwand, die er auch in Autorenlesungen in ganz Deutschland vorgestellt hat. Die Geschäftsführung des Abaton-Kinos hat 2018 sein jüngster Sohn Felix Grassmann übernommen. Nachhaltigkeit gehört im Abaton-Kino schon lange zur Normalität, wie viele kleine und große ökologische Maßnahmen zeigen, die bereits frühzeitig in dem Programmkino umgesetzt worden sind.

 

Für den Briefversand hat Werner Grassmann stets Umschläge verwendet, die aus alten Landkarten, Kalendern und Plakaten hergestellt werden. Das sogenannte Direktrecycling-Verfahren ist wesentlich umweltfreundlicher als das herkömmliche Papierrecycling, weil das Altpapier einfach wiederverwertet wird. Bei der Herstellung der direktrecycelten Papierprodukte wird komplett auf den Einsatz von kostbaren Ressourcen wie Holz-Frischfasern, Wasser, Bleich- und Bindemittel verzichtet.

 

 

Da das Papier nur mechanisch bearbeitet wird, entfällt ein aufwendiger und energiereicher Trocknungsprozess. Die Energieeinsparung gegenüber dem herkömmlichen Papierrecycling liegt bei über 95 Prozent. Für das Direktrecycling-Verfahren eignen sich unverschmutzte Altpapiere wie Plakate, Druckmuster und Testmaterialien von Kopier- und Druckmaschinenherstellern oder Remittenden, die ohne papiertechnische Aufbereitungsschritte direkt weiterverwendet können.