Trinkhalme im Test

Produkte zu finden, die keine gesundheits- oder umweltschädlichen Substanzen enthalten, erweist sich als Challenge bei der Concession-Auswahl. Eine wachsende Anzahl von Kinos gehen dazu über, Trinkhalme aus ihrem Sortiment zu verbannen oder nur noch unter dem Ladentisch auf gezielte Nachfrage hin anzubieten. Ökologisch gesehen sind Einwegprodukte keine nachhaltige Lösung. Seit dem EU-weiten Einwegplastikverbot sind diverse Alternativen für Trinkhalme auf den Markt gekommen, die aus Metall, Glas, Bambus, Stroh, Papier oder Biokunststoffen wie PLA (Polylactide) bestehen. Vor allem bei Kindervorstellungen im Kino erfreuen sich Trinkhalme nach wie vor großer Beliebtheit. Die Kleinen bringen gerne ihre Getränke zum Blubbern oder schlürfen lauthals den letzten Schluck Limonade durch den Halm. Zum Einsatz kommen dabei regelmäßig Papiertrinkhalme, die mit problematischen Inhaltsstoffen belastet sind.

 

Das Verbraucherschutzmagazin Öko-Test hat zwanzig Trinkhalme aus Papier zur Überprüfung ins Labor geschickt. Darunter befanden sich sieben weiße bzw. ungebleichte Trinkhalme sowie dreizehn bunte oder schwarze Produkte. Sämtliche Produkte sind in verschiedenen unabhängigen Laboren auf Chlorpropanole, Isothiazolinone, Formaldehyd und Glyoxal analysiert worden. Zudem wurden die Produkte in Hinblick auf den jeweiligen Anteil von Gefahrstoffen in der Beschichtung wie PFAS sowie Elementen wie Chrom, Blei, Cadmium, Quecksilber und Aluminium geprüft.

 

Die Hälfte der untersuchten Trinkhalme enthalten Schadstoffe wie die Industriechemikalie PFAS (per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen), die im Verdacht steht, krebserregend zu sein und Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit zu haben. Die als Teflon bekannt gewordenen „ewigen Chemikalien“ werden aufgrund ihrer Schmutz-, Öl- und Wasser-abweisenden Eigenschaften in vielen Produkten eingesetzt und sind in der Umwelt kaum abbaubar. Mit PFAS beschichtete Papiertrinkhalme sind laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) mäßig bis hoch toxisch. Die neue EU-Verpackungsverordnung sieht ab 2026 PFAS-Grenzwerte für Verpackungen vor, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Auch für bedenkliche Stoffe wie Blei, Cadmium, Quecksilber und sechswertiges Chrom in Lebensmittelverpackungen sollen die Konzentrationen beschränkt werden.

Der Laborprüfung zufolge weisen verschiedene Papiertrinkhalme ebenfalls erhöhte Gehalte an Aluminium und Benzisothiazolinon (BIT) auf. Aluminium wird in Trinkhalmen aus Papier als Füllstoff oder zur Oberflächenbeschichtung eingesetzt. Zu hohe Mengen Aluminium können die Nieren und das Nervensystem schädigen. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nehmen Verbraucher*innen zu viel Aluminium über Lebensmittel auf. Daher empfiehlt das BfR, dass bei Verpackungen und Produkten mit Lebensmittelkontakt nicht mehr als ein Milligramm Aluminium auf ein Kilo Lebensmittel bzw. einen Liter Wasser übergehen sollte. Dieser Richtwert wurde bei der Untersuchung von vier Papiertrinkhalmen über mehr als die Hälfte überschritten.

 

In fünf untersuchten Papiertrinkhalmen wurde das Kontaktallergen Benzisothiazolinon (BIT) nachgewiesen. Die Konzentration der vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Richtwerte für Isothiazolinone wie BIT ist zu mehr als die Hälfte ausschöpft worden. Der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zufolge ist BIT nicht nur ein Kontaktallergen, sondern gilt auch beim Verschlucken als gesundheitsschädlich. Die Mengen des Stoffes, der oft als Konservierungsmittel eingesetzt wird, sollten daher gering gehalten werden. Ein positives Testergebnis ist, dass keine krebserregenden Chlorpropanole in den Papierstrohhalmen nachgewiesen wurden.

 

Getestet wurde auch die Stabilität der Papiertrinkhalme. Da viele Nutzer*innnen gerne mit dem Trinkhalm in ihrem Getränk herumstochern, wurden die Trinkhalme sechs Stunden lang fast vollständig in Apfelschorle eingetaucht und waagerecht mit einer Schraubklemme fixiert. Dabei knickten fünf der Produkte ab, sobald sie einmal eingeweicht waren.

 

Zudem prüfte das Labor die Farbechtheit von bunten und schwarzen Trinkhalmen. Zu diesem Zweck wurden die Trinkhalme vier Stunden lang in einer dreiprozentigen Essigsäure eingeweicht. Bei diesem Test fiel ein Produkt durch. In einer Papiertrinkhalm-Marke wurden primäre aromatische Amine (paA) gefunden, die durch Druckfarben in Form von Farbpigmenten als Verunreinigungen im Getränk zurückbleiben. Der Anteil dieser krebserregenden Substanz lag weit über dem empfohlenen Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Kilo Lebensmittel.

 

Darüberhinaus wurden die Papiertrinkhalme von sechs Sensorik-Experten in Hinblick auf Geschmacksveränderungen beurteilt, die durch sie im Getränk auftreten. Fast alle getesteten Papiertrinkhalme schmecken nach Papier und erzeugen ein pelziges Gefühl im Mund. Bei einem Produkt konstatierten die Prüfer einen so unangenehmen Geruch, dass der Geschmack nicht mehr beurteilt werden konnte.

 

Die Untersuchung hat ergeben, dass jeder zweite untersuchte Papiertrinkhalm frei von Schadstoffen ist. Zwei Trinkhalme aus Papier wurden als „sehr gut“ bewertet. Bei der Entsorgung der Papiertrinkhalme  ist zu beachten, dass diese trotz Kennzeichnungen wie „biologisch abbaubar“ oder „kompostierbar“ laut der Bioabfallverordnung (BioAbfV) nicht in der Biotonne entsorgt werden dürfen. Trinkhalme aus Papier gehören auch nicht in die Papiertonne, sondern in den Restmüll.