Vermeidung von Spurenstoffen im Trinkwasser

Anlässlich des von der UN-Generalversammlung initiierten Weltwassertags am 22. März, der in diesem Jahr unter dem Motto „Valuing Water“: „Wert des Wassers“ steht, haben das Bundesumweltministerium (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) ein neues Projekt präsentiert, das zur Sicherung der Trinkwasserqualität in Deutschland beitragen soll.

 

Die Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung von Trinkwasser wird gesetzlich durch die strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) geregelt. Dazu gehört die Überwachung und Untersuchung des Trinkwassers hinsichtlich der mikrobiologischen und chemischen Parameter. Immer mehr Chemikalien wie Arzneimittel, Wasch- und Reinigungsmittel, Biozide und Pestizide gelangen über das Abwasser von Haushalten, Industrieanlagen oder über landwirtschaftlich genutzte Flächen in die Gewässer. Das hat zur Folge, dass das Grund- und vor allem das Oberflächenwasser häufig mit Nitraten, Spritzgiften und Rückstände von Arzneimitteln belastet sind.

 

Die Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe erfolgt in der EU durch die in Helsinki ansässige Europäische Chemikalienagentur (ECHA). Nach der REACH-Verordnung, die für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“ (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) steht, sind derzeit etwa 22.000 verschiedene Chemikalien registriert. Dazu gehören nicht nur die chemischen Stoffe, die in industriellen Prozessen zum Einsatz kommen, sondern auch in Alltagsprodukten wie Reinigungsmittel, Farben und Lacke sowie in Produkten wie Kleidung, Möbeln und Elektrogeräten enthalten sind. Unternehmen dürfen diese chemischen Stoffe in der EU in den Verkehr bringen, sofern diese von der ECHA geprüft und als sicher bewertet worden sind.

 

Biozide, Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel sind allerdings davon ausgenommen. Diese sogenannten Spurenstoffe sind in den Gewässern zwar nur in geringen Konzentrationen im Nano- bis Milligramm-Bereich nachweisbar, können sich aber als Herausforderung für die Trinkwasserversorgung erweisen und die empfindlichen Ökosysteme in den Gewässern schädigen. Der beste Ansatz ist, dass diese Spurenstoffe erst gar nicht ins Abwasser gelangen. Das setzt voraus, dass bereits eine entsprechende Vermeidung bei der Herstellung und Anwendung von Produkten in der Arzneimittel- und Bauindustrie erfolgt.

 

Mit der Identifizierung dieser Spurenstoffe beschäftigt sich das neu gegründete Spurenstoffzentrum, das beim Umweltbundesamt in Leipzig angesiedelt wird. Im Rahmen einer Pilotphase hat ein Expertengremium aus Vertretern von Bundes- und Landesbehörden, Industrie, Umweltverbänden, Wissenschaft, Apothekern und der Wasserwirtschaft einige relevante Spurenstoffe identifiziert. Für drei Spurenstoffe sind Runde Tische mit Herstellern und -Verbänden einberufen worden, um Maßnahmen zur Reduzierung dieser Spurenstoffe zu entwickeln und umzusetzen.

 

Die Länder haben zahlreiche Kläranlagen identifiziert, in denen eine vierte Reinigungsstufe zur Elimination von Spurenstoffen implementiert werden kann. Die Spurenstrategie beinhaltet, den Eintrag dieser Stoffe in die Gewässer sowohl bereits an der Quelle als auch bei der Verwendung der Produkte sowie bei der Entsorgung zu vermeiden. Ein Maßnahmenkatalog soll die Grundlage für eine nationale Spurenstoffstrategie bilden.

 

Rückstände von Nitraten und Pestiziden belasten nicht nur das Leitungswasser, sondern selbst tiefe Mineralbrunnen bleiben davon nicht völlig unberührt. Laut der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung gilt als “natürliches Mineralwasser” nur Wasser, das seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen hat. Doch auch in verschiedenen Mineralwassern sind bereits Spurenstoffe gefunden worden, die auf Einträgen aus Umweltverschmutzung basieren. Einer Untersuchung von Ökotest zufolge gehören unter anderem Bor, Arsen und Uran zu den Substanzen, die in den Mineralwassern nachgewiesen wurden.